Nicht nur auf den Straßen, auch auf den Rennpisten wandelt sich die Technik. Bis vor kurzem sind zwei Hochschulgruppen der Universität Stuttgart in der Formula Student, dem größten studentischen Wettbewerb für Motorsport, mitgefahren: das Rennteam und das GreenTeam. Nun treten sie unter einem gemeinsamen Banner mit einem Elektromotor unter der Haube bei nationalen und internationalen Wettbewerben gegen Teams aus aller Welt an. Joachim Hecker, technischer Leiter, und Selina Krüger, Managementleiterin, erzählen im Interview, was durch den Zusammenschluss nun einfacher wird, welche Herausforderungen sie dafür meistern mussten und welche Erfolge sie in der laufenden Saison einfahren wollen.
Das Rennteam und das GreenTeam waren bisher zwei eigenständige Vereine. Warum nun der Entschluss, euch zu einem Rennteam zusammenzutun?
Selina Krüger: Die Formula Student Germany, die FSG, lässt seit dieser Saison keine Rennwagen mit Verbrennungsmotoren mehr an den Start. Und weil die FSG das beste Event ist und im eigenen Land stattfindet, kam die Idee, dass sich beide Teams zu einem zusammenschließen.
Joachim Hecker: Ursprünglich war die Verbrenner-Kategorie die deutlich größere Kategorie. Aber in den letzten paar Jahren hat sich der ganze Wettbewerb immer mehr in Richtung Elektro geshiftet. Letztes Jahr sind bei der FSG 30 Verbrenner- und 70 Elektro-Wagen an den Start gegangen. Und so haben wir gesagt, wir bündeln unsere Ressourcen und bilden ein Team.
Welche Herausforderungen bringt die Komplettumstellung auf den Elektroantrieb mit sich?
JH: Viele aus dem aktiven Team kommen aus dem GreenTeam. Zumindest was die Technik angeht, ist also nicht alles neu für uns. Die Herausforderung gerade ist eher die Vereinigung beider Teams gut zu organisieren. Aus zwei getrennten Vereinen einen rechtlich zusammenzuführen, das ist viel Neues für uns.
Was wird nun einfacher durch den Zusammenschluss? Ergeben sich dadurch sogar neue Möglichkeiten für euch?
JH: Beide Teams wurden in den letzten Jahren immer kleiner und es wurde immer schwieriger mit so wenig Leuten ein gutes Fahrzeug zu bauen. Jetzt sind wir mehr Studis, die alle in dieselbe Richtung ziehen und sich nicht gegenseitig Sponsoren oder Räumlichkeiten wegnehmen. Das war vorher immer so ein Problem. Man ist im gleichen Gebäude, teilt sich eine Küche und konkurriert um Sponsoren, da gab es ab und zu Reibungen. Das ist jetzt einfacher.
Wie sieht eure Zwischenbilanz aus: Ist die Fusion geglückt?
JH: Es ist uns sehr zugute gekommen, dass sich beide Teams zu einem Rennteam zusammengetan haben. Wir können die Sponsoren beider Teams bündeln, ohne dass wir große Wegbrüche haben. Und trotzdem haben wir immer noch gute Voraussetzungen das Team so gut weiter zu betreiben. Außerdem haben wir in den Räumlichkeiten jetzt mehr Platz, das ist deutlich entspannter. Vorher war es ab und zu schon eng hier drin.
SK: Ich habe das Gefühl, dass jetzt auch mehr vorangeht. Wir haben uns viel mit den Alumni der vorherigen Teams ausgetauscht. Obwohl sie Ähnliches gemacht haben, haben sie auch unterschiedliche Meinungen zu denselben Themen. Es ist gut beide Seiten einmal zu hören, aber dann mit frischem Blick nicht einfach das weiterzuführen, was die anderen Teams gemacht haben. Wir probieren jetzt neue Sachen aus und entwickeln das Projekt so weiter.
Wie kann man sich bei euch einbringen? Wer kann mitmachen?
SK: Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten bei uns mitzuwirken, zum Beispiel im Management, in der Organisation von Events, im Recruiting oder in der Öffentlichkeitsarbeit auf unseren Social-Media-Kanälen. Dafür muss man nichts Technisches studieren. Trotzdem kann jede und jeder mal beim Fahrwerk mithelfen oder in der Fertigung, wenn man technische Einblicke gewinnen will.
JH: Das Wichtigste ist, dass man motiviert ist, Spaß daran hat und vielleicht auch Leidenschaft für den Motorsport und Technik mitbringt. Wer begeisterungsfähig ist, ist bei uns willkommen. Kommt man aus dem ersten oder zweiten Semester kann man noch nicht ganz so viel Verantwortung übernehmen, weil es vom Wissen noch nicht ganz klappt. Trotzdem kann jede und jeder vorbeischauen und helfen.
Kontakt | Wer beim Rennteam mitmachen möchte, kann sich direkt per E-Mail oder Instagram-Direktmessage an die Studierenden wenden. |
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Jacqueline Gehrke
Redakteurin Wissenschaftskommunikation