Starke Frauen – Frauen stärken

5. Juni 2024

Kanzlerin Anna Steiger und die Beauftragte für Chancengleichheit Silvia Meyer sprechen nach der Frauenvollversammlung im Interview über Frauen an der Universität Stuttgart.
[Bild: Universität Stuttgart / Ludmilla Parsyak]

Sie war ein Erfolg – die Frauenvollversammlung an der Universität Stuttgart unter dem Motto „Frauen stärken“. Über 100 Teilnehmerinnen aus Wissenschaft, Technik und Verwaltung hörten am 16. Mai 2024 das Grußwort von Kanzlerin Anna Steiger, die Moderation von Julia König, der Stellvertretenden Beauftragten für Chancengleichheit, und den Vortrag der Referentin Erika Magyarosi.

Julia König, Anna Steiger und Erika Magyarosi auf der Frauenvollversammlung der Universität Stuttgart.
Julia König, Anna Steiger und Erika Magyarosi auf der Frauenvollversammlung der Universität Stuttgart.

„Dass wir so viele Frauen ansprechen konnten, freut uns ungemein“, betont die Organisatorin Silvia Meyer. „Mein wichtigstes Ziel der Frauenvollversammlung ist es ja – neben inspirierenden Vorträgen, dass sich Netzwerke unter den Frauen an der Universität bilden können.“ Dass dies gelang, zeigte die unterhaltsame Versammlung mit guter Stimmung und das Lob für die Organisatorinnen und die freiwilligen Helferinnen und Helfer.

Porträts von Silvia Meyer, der Beauftragten für Chancengleichheit (links), und Kanzlerin Anna Steiger
Silvia Meyer, die Beauftragte für Chancengleichheit (links), und Kanzlerin Anna Steiger

Interview: Starke Frauen – Frauen stärken

Im Interview sprechen die Kanzlerin der Universität Stuttgart, Anna Steiger, und die Beauftragte für Chancengleichheit, Silvia Meyer, über starke Frauen an der Universität Stuttgart und Projekte, um Frauen zu stärken.

Frau Steiger, Sie sind seit Ende 2023 Kanzlerin der Universität Stuttgart. Wie haben Sie bislang die Frauen hier erlebt?

Anna Steiger: Ich bin hier sehr freundlich und unterstützend aufgenommen worden. Wirklich beeindruckende Frauen habe ich inzwischen in allen Berufsgruppen und auf allen Ebenen erleben dürfen – Frauen mit wirklich extrem guter Ausbildung, hoch qualifiziert, super engagiert, die mit sehr viel Nachdruck und Überzeugung ihre Meinung in Gremien und in Sitzungen vertreten. Sie treten mit sehr viel Kompetenz auf, sachlich, selbstbewusst – und dabei auch durchaus sehr humorvoll.

Die Kanzlerin der Universität im Gespräch. Ihr Gesprächspartner steht mit dem Rücken zur Kamera.
Anna Steiger, Kanzlerin der Universität Stuttgart, im Gespräch.

Frau Meyer, Sie sind an der Universität Stuttgart die Beauftragte für Chancengleichheit – wie treten Sie für die Frauen hier ein?

Silvia Meyer:
Als Beauftragte für Chancengleichheit bin ich Ansprechperson für alle Mitarbeitenden der Universität Stuttgart aus Verwaltung und Technik. Die Arbeit erfordert Diplomatie. Es ist ein sehr umfangreiches Arbeitsfeld. Ich unterstütze die Universitätsleitung bei der Umsetzung des Chancengleichheitsgesetzes. So achte ich etwa, was gezielt die Frauen betrifft, auf deren Förderung in Bereichen, wo sie unterrepräsentiert sind. Und ich berate hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf.

Warum und wie präsentiert sich die Universität Stuttgart speziell als Arbeitgeberin für Frauen, und was lässt sich daran eventuell noch verbessern?

Anna Steiger:
In der zentralen Verwaltung hier an der Universität haben wir hochkompetente Frauen – Teamleiterinnen, Abteilungsleiterinnen, Dezernatsleiterinnen. Ja, wir bieten Frauen gute Chancen, um Karriere zu machen, drei von acht Dezernatsleitungen sind in der Hand von Frauen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass auch ein Wechsel von der Wissenschaft in die Verwaltung ein guter Weg sein kann. Wir brauchen Menschen aus der Forschung auch in der Verwaltung. Nur so schaffen wir es, die Strukturen, die die Verwaltung für die Wissenschaft schafft, kompatibel zu gestalten.

Speziell in den Ingenieurfächern können wir allerdings noch einiges tun, um Mädchen für ein Studium zu interessieren, und die Universität so gestalten, dass sich die Frauen schließlich auch in der Wissenschaft gut fühlen, die gleichen Chancen wie ihre Kollegen haben, Karriere machen können – und wollen.

Mir ist ein Miteinander von Wissenschaft und Zentraler Verwaltung auf Augenhöhe wichtig. Da kann man in der Zusammenarbeit schon noch etwas verbessern. Wir brauchen einander, das muss man ganz klar sagen, alle Tätigkeiten sollten gleich wertgeschätzt und respektiert werden.

Eine Versammlungsraum voll mit Frauen. Mit den Händen klopfen sie sich auf die eigene Schulter.
Die Universität Stuttgart bietet Frauen gute Chancen, Karriere zu machen.

Welche Projekte gibt es aktuell an der Universität Stuttgart, um die Frauen zu stärken?

Silvia Meyer:
Einen wichtigen Part meines Aufgabengebietes nehmen die Personalauswahlverfahren ein, die ich begleite. Bei rund 300 Stellenausschreibungen im Jahr liegt der Schwerpunkt auf Positionen mit Personalverantwortung und technischen Berufen. Ich achte darauf, dass bei diesen Gesprächen auf Chancengleichheit geachtet wird und wir im besten Fall eine Frau einstellen, gerade in Bereichen mit Unterrepräsentanz. Ich bin auch involviert, wenn es darum geht, eine Stellenausschreibung so zu formulieren, dass sich alle Interessierten angesprochen fühlen.

Ein weiteres wichtiges Thema, um Arbeit und Privatleben unter einen Hut zu bringen, ist die Pflege. Bei den fast 6000 Beschäftigten an der Universität liegt dies, wie meist, noch vermehrt in der Hand der Frauen. Wir haben aktuell einen Pflegelotsen und bieten neben unserem Netzwerktreffen auch Vorträge zum Thema an.

Sehr gut angenommen wird die von mir ins Leben gerufene Online-Plattform Evermood, an deren Einführung viele Kolleginnen und Kollegen beteiligt waren. Ob sexuelle Belästigung, psychische Belastung oder familiäre Sorgen, hier kann man sich melden – auch anonym – kann sich bei Konflikten und Krisen Hilfe holen, sich beraten lassen, findet Ansprechpersonen für sein Anliegen. Diese Plattform ist für alle Mitarbeitenden an der Universität – und auch für die Studierenden.

Was würden Sie sich noch wünschen, was sollte noch ausgebaut werden?

Silvia Meyer:
Es gibt noch so viele Themen, so zum Beispiel im Bereich des Wiedereinstiegs oder der Qualifizierung von Frauen, Arbeitszeitmodelle oder die Bezahlung. Um all diese Themen in die Umsetzung zu bringen, braucht es eine gute Zusammenarbeit mit den entsprechenden Dezernaten. Und wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann wäre das, die vielen Themen auf mehrere Schultern zu verteilen und somit gemeinsam daran zu arbeiten.

Ein großes Thema sind flexible Arbeitszeiten. Mit unserer aktuellen Dienstvereinbarung „Ortsunabhängiges Arbeiten“ bieten wir unseren Beschäftigten da bereits eine sehr gute Unterstützung. Speziell im Hinblick auf die Eingruppierung haben wir besonders im Sekretariat aber noch einen Nachholbedarf. Da hat sich bei den Arbeitsaufgaben in den letzten Jahren viel getan, und hier wäre es wichtig, einmal genauer hinzuschauen.

Wo und wie möchten Sie in Zukunft die Frauen an der Universität Stuttgart stärken, Frau Steiger?

Anna Steiger:
Ich tue mich immer ein bisschen schwer damit, wenn man Frauen stärken muss. Ich verstehe, dass es manchmal notwendig ist, ich selber hatte einst beim Wiedereinstieg nach der Mutterpause einige Hürden und Schwierigkeiten zu bewältigen. Aber eigentlich geht es doch darum, die Organisation, also die Universität so zu gestalten, dass Frauen – und nicht nur sie, einfach alle Mitarbeitenden – hier bestmöglich arbeiten können. So wäre es sinnvoll, Sitzungen so anzusetzen, dass Care-Aufgaben darunter nicht leiden.

Ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit Gleichstellung und komme immer mehr zu der Erkenntnis, dass das, was für Frauen gut ist, auch für Männer gut ist, und eine Organisation insgesamt besser macht. Mitbestimmung, Fairness für alle Geschlechter, das sollte an unserer Universität möglich sein. Menschen haben oft Angst, dass sie etwas verlieren, wenn andere mehr Zugang bekommen, dabei wird niemandem etwas weggenommen – alle gewinnen.

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