Planen, loslegen, über Bord werfen und neue Lösungen erproben: All das gehört zum Forschen dazu. 15 Studierende der Universität Stuttgart haben das in den vergangenen sieben Monaten erlebt. Doch der Einsatz hat sich gelohnt. Ihr Forschungsprojekt „DentoZym“ wurde auf der diesjährigen iGEM-Konferenz mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.
Kariesprophylaxe aus dem Labor
Auf der iGEM Konferenz, der weltweit renommiertesten Konferenz für synthetische Biotechnologie, präsentieren rund 400 Teams von Nachwuchswissenschaftler*innen aus mehr als 40 Ländern ihre Forschungsprojekte. „Die Teilnahme an der Konferenz, dem sogenannten Jamboree, ist für uns das Highlight und der krönende Abschluss unseres Forschungsprojekts“, sagt Kati Hub, Leaderin des 15-köpfigen Teams aus Studierenden der Technischen Biologie.
Inspiriert von einer Vorlesung über Mikrobiologie haben die Studierenden eine alternative Kariesprophylaxe entwickelt. Statt auf mechanische Hilfsmittel wie Zahnpasten mit Schleifpartikeln oder rotierenden Bürstenköpfen setzen die Studierenden auf Enzyme. „Mit Enzymen brechen wir den Biofilm auf den Zähnen auf, der Karies überhaupt erst entstehen lässt", erklärt Hub. „Antimikrobielle Peptide sowie Monolaurin bekämpfen wiederum die Kariesbakterien.“
Mit Kreativität und Teamwork zum Erfolg
Das war jedoch ein hartes Stück Arbeit. „Wie es in der Forschung üblich ist, klappt nicht immer alles auf Anhieb“, berichtet Hub. Von Projektfinanzierung über die Sponsorensuche bis hin zur Laborarbeit gab es viel zu organisieren. „Auch wenn es mühsam war und wir manchmal mehrere Anläufe brauchten, um Hürden zu überwinden, haben wir uns nicht entmutigen lassen.“
Fachliche Unterstützung erhielten die Studierenden von ihren Betreuern Prof. Martin Siemann-Herzberg, Jun.-Prof. Michael Heymann und iGEM Koordinator Prof. Björn Voß von der Fakultät für Energie-, Verfahrens- und Biotechnik. „Es kommt uns darauf an, den Studierenden Freiraum für Forschung zu geben, damit sie ihr theoretisches und praktisches Wissen unter nahezu realen Forschungsbedingungen testen können“, sagt Voß. „Sie üben sich in kreativem Denken, der Teamorganisation und müssen sich mit Ergebnissen und der unvermeidlichen Fehlersuche beschäftigen.“
Forschungsergebnisse und Erfahrungen mit dem Nachwuchs teilen
Immer mit dabei ist auch das Team-Maskottchen "Zahni". Während der Vorbereitungen auf die iGEM-Teilnahme, besuchten die Studierenden Schulen in Baden-Württemberg, um Schüler*innen der Klassen 8 bis 12 ihr Projekt vorzustellen und sie mit ihrer Begeisterung für Forschung anzustecken. „Gerade für die jüngeren Schülerinnen und Schülern war Zahni ein tolles Anschauungsobjekt, um zu erklären, wie unsere Methode zur Kariesprophylaxe funktioniert“, sagt Hub.
Was bei den Schüler*innen gut ankam, punktete auch beim iGEM-Finale in Paris. „Ein eigenes Projekt wie iGEM auf die Beine zu stellen und dabei von der Konzeption bis zur Umsetzung alles selbst zu planen und eigene Ideen einfließen zu lassen, ist eine großartige Möglichkeit bereits im Studium Gelerntes in der Praxis anzuwenden“, berichtet Hub begeistert. „Umso mehr freuen wir uns über das tolle Ergebnis.“
Über iGEM
iGEM steht für international genetically engineered machine competition. Es ist der international renommierteste und größte Wettbewerb für synthetische Biologie, der seit 2004 jährlich ausgerichtet wird. Dieses Jahr fand die Konferenz in Paris statt. Weltweit gibt es an zahlreichen Universitäten sogenannte iGEM-Teams, die aus etwa 10 bis 15 Studierenden bestehen.
In rund sieben Monaten entwickeln die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbstständig ein eigenes Projekt. Die Forschungsergebnisse müssen in schriftlicher Form eingereicht werden. Im November präsentieren die Teams ihr Projekt und die Ergebnisse persönlich auf dem Wettbewerb und treten dort gegen die anderen Teams an.
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Jacqueline Gehrke
Redakteurin Wissenschaftskommunikation