„Sport mit Menschen mit kognitiven Herausforderungen – Inklusion in der Sportpraxis.“ So hieß ein natur- und geisteswissenschaftliches Seminar von Professorin Nadja Schott und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Inaam El-Rajab vom INSPO-Lehrstuhl Sportpsychologie und Bewegungswissenschaft sowie von Tim Messerschmidt, Lehrer an einer Förderschule. 14 Studierende des Masterstudiengangs Sport auf Lehramt bekamen darin theoretische Einblicke in pädagogische, soziologische, trainingswissenschaftliche und psychologische Themen sowie Anleitung zur praktischen Planung einer besonderen inklusiven Sportveranstaltung – und konzipierten und veranstalteten dann das Summer Camp.
Sport und Spaß für gleichberechtigte Partner*innen
Auf der dreitägigen Veranstaltung kamen in den Sommerferien 20 Menschen mit kognitiven und/oder motorischen Beeinträchtigungen und die Studierenden zusammen. Ob Laufen, Springen, Training der körperlichen Fitness, Werfen und Fangen oder das Bezwingen von Hindernisparcours: In allen Sporteinheiten, die die Studierenden geplant hatten, zeigten alle Beteiligten, unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten, beeindruckendes Können und einen starken Teamgeist.
„In diesem Seminar sind die angehenden Lehrkräfte gleichberechtigte Partner*innen von Menschen mit intellektuellen Herausforderungen, anstatt ‚nur‘ die Rolle der Lehrkraft einzunehmen“, sagt Professorin Schott. „Wir glauben, dass die Erfahrung der Interaktion mit neurodiversen Menschen aus einer gleichberechtigten Position heraus die Sichtweise und Einstellung der Studierenden verändert, die Angst vor dem Unbekannten abbaut und ihnen die Möglichkeit gibt, zu verstehen, was sie von ihren zukünftigen Schüler*innen in der Schule verlangen werden.“
Echtes Beispiel für inklusives Miteinander
Für Förderschullehrer Messerschmidt war die Veranstaltung ein Erfolg. „Das Summer Camp hat eindrucksvoll gezeigt, dass Menschen mit und ohne sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf umstandslos zusammenarbeiten und voneinander lernen können – ein echtes Beispiel dafür, wie inklusives Miteinander in der Gesellschaft funktionieren kann und welche Chancen und Möglichkeiten sich eröffnen können“, betont er.
Den Studierenden war der Spaß während des Summer Camps in einer von Freude und Zusammenhalt geprägten Atmosphäre anzumerken. Was ihr daran am besten gefallen hat, beantwortete eine angehende Lehrkraft mit: „Die gemeinsame Zeit mit den Teilnehmenden. Jeder Tag und jeder Moment war besonders und wird mich zukünftig prägen. Wenn mir eines im Gedächtnis bleibt, dann die pure Freude der Teilnehmenden, besonders beim Überreichen der Urkunden.“
Inklusiver Sport in Forschung und Lehre
Warum das Seminar den Sport als Grundlage hatte, ist für Schott klar: „Bewegung und Sport sind ein Medium, in dem sich Menschen auf Augenhöhe begegnen und ihr authentisches Selbst zum Ausdruck bringen können, ohne dass sie dafür bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen. Sport hat eine therapeutische Kraft und kann die Entwicklung von Emotionen, Kognition, kreativem Denken und motorischen Fähigkeiten fördern. Verschiedene Arten von Bewegung und Sport ermöglichen es, in verschiedene Richtungen zu arbeiten, gemeinsam oder unabhängig, und sie haben das Potenzial, eine tiefe Kommunikation und Verbindung zwischen Menschen zu schaffen. Gemeinsames Schaffen kann Gemeinschaft, Solidarität und kollektive Identität schaffen.“ Schotts Lehrstuhl wird sich dem Thema „Inklusiver Sport“ auch künftig in Forschung und Lehre widmen.