THE Aerospace LÄND begeistert

6. Juli 2023

Auftaktveranstaltung zur baden-württembergischen Landesstrategie Luft- und Raumfahrt an der Universität Stuttgart – Prof. Peter Middendorf als wissenschaftlicher Koordinator setzt auf Forschung, Transfer und Nachwuchsförderung.
[Bild: Staatsministerium Baden-Württemberg]

Die neue Landesstrategie THE Aerospace LÄND – der nachhaltige, digitale Kurs für die Luft- und Raumfahrt – ist offiziell an der Universität Stuttgart vorgestellt worden. Ministerpräsident Winfried Kretschmann und die geladenen Expert*innen wie ESA-Astronaut Alexander Gerst sind sich einig, dass Technologieentwicklung für die Zukunft nur im Zusammenschluss von Wissenschaft, Industrie und Politik gelingen kann. Ganz vorn mit an Bord: die Universität Stuttgart als eine der bedeutendsten Forschungs- und Ausbildungsstätten Europas im Bereich Luft- und Raumfahrt.

THE Aerospace LÄND verfolgt das Ziel, die Luft- und Raumfahrt bis 2050 nachhaltig, digital und kooperativ zu machen. „Wir wollen ganz vorne mitspielen und unseren Teil zur europäischen Souveränität in der Luft- und Raumfahrt beitragen“, betonte Ministerpräsident Kretschmann auf der Veranstaltung. „Wer Komponenten, Systeme und Antriebe aus Baden-Württemberg bestellt, muss die Gewissheit haben, dass er Spitzentechnologie geliefert bekommt, die so grün und nachhaltig wie möglich ist.“

Ministerpräsident Kretschmann, Wissenschaftsministerin Olschowski, Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut, Verkehrsminister Hermann und ESA-Astronaut Gerst erhielten Einblicke in die aktuelle Brennstoffzellentwicklung für emissionsfreies Fliegen.

Konkret bedeutet das, Partner*innen aus Industrie und Forschung zu vernetzen und die Forschung und Entwicklung neuer Technologien voranzutreiben, um etwa CO2 im Luftverkehr zu reduzieren. Die Akteur*innen, die darin eine tragende Rolle spielen, kamen am 6. Juli 2023 in der ARENA2036 an der Universität Stuttgart zusammen, um die Strategie vorzustellen und Einblicke in die Forschung und Entwicklung der kommenden Jahre zu geben: Start-ups, Unternehmen sowie Wissenschaftler*innen und Studierende aus Forschungseinrichtungen stellten ihre Projekte und Ideen vor.

Universität Stuttgart als Talentschmiede und Innovator

"Die Luft- und Raumfahrttechnik gehört zum unverwechselbaren Bild unserer Universität. Dass der Start der Luft- und Raumfahrtstrategie Baden-Württemberg an der Universität Stuttgart stattfindet, ist folgerichtig und für uns eine große Ehre", betonte Prof. Wolfram Ressel, der Rektor der Universität Stuttgart, in seiner Begrüßung. "Wir sind mehr als bereit, auch zukünftig eine tragende Rolle in Baden-Württemberg zu spielen." 

Wer die digitale, nachhaltige Luft- und Raumfahrt mitgestalten möchte, braucht kluge Köpfe, die daran arbeiten, diese Ideen auf den Weg zu bringen. „Die Universität Stuttgart betreibt seit mehr als 100 Jahren Forschung auf dem Gebiet der Luftfahrt und zählt zu den wichtigsten universitären Ausbildungs- und Forschungsstätten Europas mit ausgezeichneten Kooperationsmöglichkeiten“, sagt Prof. Peter Middendorf, wissenschaftlicher Koordinator der Landesstrategie, Prorektor für Wissens- und Technologietransfer und Leiter des Instituts für Flugzeugbau an der Universität Stuttgart. „Wir sehen unsere Rolle nicht allein in der Forschung und der Entwicklung von Technologien, sondern in der Nachwuchsgewinnung und -ausbildung.“ Dafür aktualisiert die Universität ständig die Curricula ihrer Luft- und Raumfahrtstudiengänge. "Es geht darum, nach wie vor an der fundierten Grundlagenausbildung festzuhalten, keine Disziplinen aufzugeben und gleichzeitig neue Themen wie Digitalisierung, alternative Antriebstechnologien, Nachhaltigkeit und Entrepreneurship zu ergänzen."

Prof. Peter Middendorf, wissenschaftlicher Koordinator der neuen Landesstrategie, setzt auf Forschung, Transfer und Nachwuchsförderung.

Gerst befeuerte mit seiner Begeisterung das Podium

"Ist Baden-Württemberg DAS Aerospace LÄND?", fragte Professorin Sabine Klinkner den ESA-Astronauten Dr. Alexander Gerst. "Die Antwort fällt mir leicht: Ja!", betonte er. Kleine Kinder hätten schon zu ihm gesagt: "Herr Gerst hat nicht mal Haare auf dem Kopf, aber kann in den Weltraum fliegen. Dann kann ich das sicher auch." Es sei wichtig, die Begeisterung und Faszination für Raumfahrt, die auch gerade hier auf der Veranstaltung hör- und spürbar sei, zu transportieren. Dass die Luft- und Raumfahrt einen hohen Wert für die Gesellschaft hat, sei vielen bewusst.

Prof. Sabine Klinkner vom Institut für Raumfahrtsysteme interviewte Gerst auf der Bühne. Es ging um den gesellschaftlichen Stellenwert derLuft- und Raumfahrt und darum, was die Wissenschaft in diesem Bereich für das alltägliche Leben leistet.

So auch den Luft- und Raumfahrtstudierenden an der Universität Stuttgart: Das Highlight für sie war, mit dem ESA-Astronauten Gerst persönlich ins Gespräch zu kommen. Die beiden Hochschulgruppen KSat und HyEnD stellten ihre Technologien vor, unter anderem das PAPELL-Experiment. Gerst nahm PAPELL 2018 bei seinem Flug zur ISS mit an Bord, um das Verhalten von Ferrofluiden im Weltall zu erforschen. "Es macht besonders viel Spaß mit den Technologien im All zu arbeiten, wenn man weiß, dass sie aus The LÄND kommen", sagt Gerst. "Wenn wir im All sind, denken wir oft daran, wer die Hardware gebaut hat. Wir wissen es zu schätzen, dass diese Technologien es uns erst möglich machen, ins Weltall zu fliegen. Ihr seid die Zukunft." Abschließend signierte Gerst das PAPELL-Mockup, das nun einen besonderen Platz im Fundus der Hochschulgruppe haben wird. 

Die studentische Kleinsatellitengruppe der Universität Stuttgart (KSat) präsentierte den Minister*innen und Gerst ihre Projekte.

Auch Ministerpräsident Kretschmann lobte das Engagement der Studierenden und ihre offene, anpackende Art sowie ihre erfolgreichen Projekte: "Jedes Mal, wenn ich an der Universität Stuttgart war und wieder gehe, nehme ich die Begeisterung von hier mit." Die Studierenden, die vor dem ARENA2036-Gebäude die Veranstaltung per Liveübertragung in einem Zelt verfolgten, quittierten dies mit lautem Johlen und Zwischenapplaus.

Gemeinsam Herausforderungen der Luft- und Raumfahrt anpacken

In Podiumsdiskussionen waren sich die Minister*innen und die Expert*innen aus Forschung und Wirtschaft einig, dass die Herausforderungen der Zukunft nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit mit entsprechenden Rahmenbedingungen der Politik zu meistern sind. 

„In der Luft- und Raumfahrt ist die Kultur des Zusammenarbeitens bereits heute kein Fremdwort mehr. Im Rahmen des Projekts Integrated Research Platform for Affordable Satellites (IRAS) besteht bereits eine enge Kooperation in der Forschung und Entwicklung zwischen diversen Industriepartnern, angewandten Forschungseinrichtungen und der Universität Stuttgart“, sagte Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus.

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann betonte die Rolle des Landes, eine effiziente und nachhaltige Infrastruktur für den Luftverkehrssektor zu schaffen: „Neben Forschung braucht es beispielsweise den Aufbau von industriellen Demonstrationsanlagen und einen verbindlichen Rechtsrahmen als Grundlage für Investitionen im In- und Ausland.“

Petra Olschowski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, hob die Rolle der Forschung und Bildung hervor, um den Herausforderungen der Luft- und Raumfahrt gerecht zu werden. „Ein Großteil der zukünftigen Fachkräfte im Bereich Aerospace Engineering studiert an der Universität Stuttgart", sagte sie. "In Baden-Württemberg entstehen Grundlagen für technische Innovationen wie Flugzeuge mit alternativen Antriebs- und Energiespeicherkonzepten oder auch ressourcenschonende Satellitenmissionen." 

Studierende, Expert*innen aus Industrie, Wissenschaft und Politik sowie Pressevertreter*innen ließen sich von Zukunftsthemen der Luft- und Raumfahrt in den Bann ziehen.

Was Luft- und Raumfahrt leistet

Weltraumforschung dient nicht dem Zweck, Galaxien zu erobern. Die Luft- und Raumfahrt versammelt zentrale Technologien und Innovationen von Quantentechnologien bis Künstliche Intelligenz, die wir für viele Anwendungen benötigen. Das, was im Weltraum passiert, ist Dienstleistung für unser alltägliches Leben auf der Erde und ermöglicht, dieses in Zukunft anders gestalten zu können. Stichworte in den Diskussionen, die die Stuttgarter Professor*innen Stefanos Fasoulas, Zamira Daw, Peter Middendorf, Heinz Voggenreiter und Cordula Kropp leiteten, waren moderne intelligente Verkehrssteuerung, autonomes Fliegen, Cybersicherheit und Klimaschutz.

Gerst formulierte es so: "Es geht darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie verwundbar unser Planet ist und dass es unsere Aufgabe ist, ihn zu schützen." Für Gerst gehen Faszination, Emotion und Handlungsbewusstsein Hand in Hand. "Klimaentwicklungen nachverfolgen und herausfinden, wie es unserem Planeten geht, das kann man nur mit dem Blick von oben auf die Erde."

Dieses Bild zeigt Lydia Lehmann

Lydia Lehmann

 

Stellvertretende Leiterin Hochschulkommunikation

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Jacqueline Gehrke

 

Redakteurin Wissenschaftskommunikation

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