Tag der Lehre und des Lernens: International und aufschlussreich

„Der Anteil internationaler Studierender an der Universität Stuttgart liegt bei etwa 20 Prozent. Das ist eines unserer Aushängeschilder für Internationalität“, betonte Prof. Frank Gießelmann, Prorektor für Lehre und Weiterbildung, in seiner Begrüßung auf der Online-Veranstaltung mit mehr als hundert Teilnehmenden. Auch die internationalen Master-Studiengänge ziehen seit Jahren Studierende aus aller Welt nach Stuttgart. „Sie wurden und werden hervorragend ausgebildet und kehren meist als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zur Umsetzung des Gelernten in ihre Heimatländer zurück. Somit tragen sie dazu bei, dass Stuttgart als Studienstandort sichtbar bleibt.“

Neben vielen Erfolgen gebe es auch Verbesserungspotenziale, die in die Internationalisierungsstrategie der Universität Eingang gefunden haben, sagte Gießelmann. Mit dem Tag der Lehre und des Lernens wolle man dieses Jahr den Anstoß geben, darüber nachzudenken, wie insbesondere der europäische Hochschulraum als Studien- und Austauschregion sichtbarer werden kann.

Einen Blick von außen bot der Vortrag von Prof. Mikael Enelund der Chalmers University of Technology in Göteborg, der deren Internationalisierungsstrategie vorstellte – und die Umsetzung in der Lehre. „Lehre ist die Grundlage jeder Universität, auch wenn Forschung oft im Fokus steht”, sagte Enelund. Da globale Herausforderungen sich nur in internationaler, interkultureller und interdisziplinärer Zusammenarbeit lösen lassen, setzt die Chalmers University unter anderem auf gemischte Studierendenteams. „Schon in den Bachelor-Studiengängen geben wir in den meisten Kursen ‚top down‘ vor, wer in welchem Team mitarbeitet”, sagte Enelund. „Es ist wichtig, mit unterschiedlichen Personen unterschiedlichen Hintergrunds zusammenzuarbeiten und so interkulturelle Erfahrungen zu sammeln. Später im Job kann man sich auch nicht aussuchen, mit wem man im Team zusammenarbeitet.” Außerdem bietet die Chalmers University seit der Corona-Pandemie in ihren Ingenieurwissenschaft-Studiengängen auch Online-Kurse in Kooperation mit der US-Partneruniversität Penn State an. So sind internationale Erfahrungen möglich, auch wenn Studierende nicht ins Ausland reisen können.

Welche Ziele die Universität Stuttgart in der Internationalisierung von Studium und Lehre verfolgt, stellte Marion Höcke vor. „Wir möchten, dass noch mehr Studierende über das Erasmus-Programm Auslandserfahrung sammeln – auch schon im Bachelor-Studium”, sagte die Leiterin des Dezernats Internationales. Außerdem sei es Ziel, die englischsprachige Lehre weiter auszubauen. Von derzeit 3.552 Lehrveranstaltungen seien 2.910 auf Deutsch und 581 auf Englisch. 

Für exzellente Lehre hat Richard Powers, Professor am Institut für Literaturwissenschaften, den Lehrepreis 2021 der Universität Stuttgart erhalten. Malte Schmid als Vertreter der Studierendenvertretung stuvus hielt die Laudatio und lobte Powers‘ methodische Vielfalt und seine lebendig gestaltete Onlinelehre.

Auch der DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen wurde am Tag der Lehre und des Lernens überreicht. Abdelwaheb El Houimel, Student der Luft- und Raumfahrttechnik aus Tunesien, wurde von der School for Talents auch wegen seines sozialen Engagements im Vorstand des Vereins „Future Visions Association", der sich der Ausbildung und Unterstützung von jungen Menschen in Tunesien widmet, für den Preis vorgeschlagen.

Insgesamt 23 gut besuchte Vorträge in 5 thematischen Schwerpunkten gaben Einblick in die vielfältige internationale und interkulturelle Arbeit der Dezernate, Zentralen Einrichtungen und Institute der Universität Stuttgart. Die Unterstützungsstrukturen für Lehrende, wie auch für Studierende sind vorhanden: ob es sich um die Erweiterung der Kompetenzen für die Umsetzung und die Konsumierung englischsprachiger Lehre handelt oder die Horizonterweiterung durch Auslandsaufenthalte, interkulturellen Austausch oder Teamfähigkeit. Eine Botschaft zog sich durch die Tracks: Die globalen Herausforderungen können am besten in interdisziplinärer und internationaler Partnerschaft gelöst werden. Wer zum Team der Problemlöser*innen gehören will, muss offen sein für den vernetzten akademischen Austausch und das Potenzial der Internationalität genießen, denn Internationalität bedeutet auch Attraktivität für den Nachwuchs, den Arbeitsmarkt und die Akademia. Ein Wandel zugunsten der Bildung, hin zu einer offenen Gesellschaft, zu stärkerem Austausch und Zusammenarbeit – eben beyond THE LÄND.

In seinem Schlusswort fasste der Prorektor für Lehre und Weiterbildung zusammen, dass die Universität Stuttgart die Möglichkeiten, die sie jetzt schon habe, verstärkt nutzen müsse, um international wettbewerbsfähiger zu werden. Bereits der Einsatz hybrider Lehrformate kann ausreichen, um die Welt in die eigene Lehrveranstaltung zu lassen, betonte Gießelmann. Das Thema Internationalisierung in der Lehre müsse weiter und stetig in Erinnerung gerufen werden. Strategische Partnerschaften mit hochrangigen Universitäten können nur funktionieren, wenn es auf Seiten der Universität Stuttgart adäquate Angebote gibt.