Technische Produkte sollen intuitiv bedienbar, barrierefrei und ansprechend gestaltet sein. Meist sind sie jedoch nicht auf die speziellen Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmt. Diesen Missstand möchte das Start-up-Projekt AGE-Ing. der Universität Stuttgart beheben. Es bindet Menschen ab 55 Jahren in die Entwicklung und Gestaltung von Produkten ein. Am 23. und 24. Februar können Interessierte zu Informationstagen auf den Campus Vaihingen kommen.
Am Institut für Konstruktionstechnik und Technisches Design (IKTD) der Universität Stuttgart liegt ein Forschungsschwerpunkt auf altersgerechter und inklusiver Produktgestaltung. Die Ausgründung AGE-Ing. (ausgesprochen wie das Englische „ageing“, altern) möchte die Forschungsergebnisse nun in die Gesellschaft tragen. Sie bietet Unternehmen wie den in der Region Stuttgart ansässigen Herstellern technischer Produkte Entwicklungsdienstleistungen an. Dabei binden die Ingenieure, Gestaltungsexperten und Mensch-Maschine-Interaktionsspezialisten von AGE-Ing. Seniorinnen und Senioren aktiv in den technischen Entwicklungsprozess ein.
Wie ist der optimale Dreh-Wasserhahn für Senioren beschaffen?
Wie ist der Navigations- und Entertainment-Bildschirm in der Mittelkonsole eines Autos für ältere Fahrer besonders einfach zu bedienen? Was kann an Wasserhähnen verbessert werden, damit man sie leichter auf- und zudrehen kann? Wie soll ein Bohrmaschinen-Griff beschaffen sein, damit auch ältere Menschen ohne Anstrengung Löcher in die Wand bohren können? Um Fragen wie diese zu beantworten, nutzt AGE-Ing. innovative Techniken der nutzerzentrierten Produktgestaltung. So erfassen die Experten Blickbewegungen der Senioren, um die Aufmerksamkeit bei der Bedienung von grafischen Oberflächen, etwa auf Smartphones oder Bildschirmanzeigen, zu analysieren. Winkelsensoren helfen, die Gelenkwinkel von Senioren beim Ein- und Ausstieg in ein Fahrzeug zu beobachten, um schmerzhafte Fehlhaltungen zu identifizieren und so gezielt die Gestaltung des Produktes anzupassen.
Neben ergonomischen Analysen liegt ein zusätzlicher Fokus auf der ästhetischen Gestaltung. Damit ältere Nutzer Alterstechnik nicht wegen eines unansprechenden Designs ablehnen, verwendet AGE-Ing. speziell entwickelte Fragebögen. Auch können Senioren selbst mitgestalten, etwa indem sie eigene Prototypen von Griffen aus Knetmasse herstellen. Die Designentwürfe werden im Anschluss von den Ingenieuren von AGE-Ing. per 3D-Scanverfahren digitalisiert und konstruktiv ausgearbeitet.
Interessierte Testpersonen ab 55 Jahren gesucht – Infotage im Februar
Bislang unterstützen mehr als 100 Testpersonen AGE-Ing., weitere Interessierte ab 55 Jahren werden gesucht. Hierzu finden am Freitag, 23. Februar 2018, und Samstag, 24. Februar 2018, Informationstage an der Universität Stuttgart auf dem Campus Vaihingen statt. AGE-Ing. stellt dort Möglichkeiten für ältere Menschen vor, als Testpersonen oder Gestalter die Arbeit des Projektes zu unterstützen. Interessierte ab 55 Jahren wenden sich bitte telefonisch (0711/685-68219) oder per E-Mail an Benedikt Janny.
AGE-Ing. verbindet Forschung und Praxis
AGE-Ing. ist ein Start-up-Projekt, das mit Unterstützung der TTI GmbH seit Januar 2018 über ein EXIST-Gründerstipendium vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie finanziert wird und aus dem eine Firma werden soll. Zwei der drei Gründer, Benedikt Janny und Matti Schwalk, haben knapp sechs Jahre lang am IKTD als wissenschaftliche Mitarbeiter gearbeitet und sind in der Endphase ihrer Promotionen. Sie sind weiterhin dem IKTD zugehörig, werden von Prof. Dr.-Ing. Hansgeorg Binz und Prof. Dr.-Ing. Thomas Maier betreut. So möchten sie ihre Expertise aus der Forschung in der Praxis anwenden.
Fachlicher Kontakt:
Benedikt Janny, AGE-Ing. | Universität Stuttgart, Institut für Konstruktionstechnik und Technisches Design, Tel. 0711/685-68219, E-Mail.
Medienkontakt
Lydia Lehmann
Stellvertretende Leiterin Hochschulkommunikation