Energieeffizienz ist das wichtigste Mittel, um der Krise zu begegnen – zu diesem Ergebnis kommt die neueste Erhebung des Energieeffizienz-Index, den das Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Deutschen Energie-Agentur (dena), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA und dem TÜV Rheinland sowie weiteren Partnern seit 2013 halbjährlich erstellt. Insgesamt 913 Teilnehmende haben sich im Zeitraum vom 4. April bis zum 17. Mai 2022 zu den drei Teilindizes und insbesondere zu den Themen Krise, Dekarbonisierung und Unterstützungsbedarf im eigenen Unternehmen geäußert.
Der Investitionsindex hat sich nach starkem Einbruch während der Pandemie nun auf einem deutlich niedrigeren Niveau stabilisiert. Der Produktivitätsindex setzt seinen Anstieg fort, das heißt, die Unternehmen haben zunehmend ambitionierte Effizienzziele. Effizient zu sein ist längst pure Notwendigkeit. Die Erwartung und die tatsächliche Lage der Energieeffizienz klaffen in den Unternehmen allerdings weit auseinander.
Der Großteil der Unternehmen erwartet einen weiteren Anstieg der Bedeutung von Energieeffizienz in den kommenden zwölf Monaten. Das ist hinsichtlich der, insbesondere auch durch den Ukraine-Krieg hervorgerufenen, ungewissen Energiesituation im kommenden Winter und den bereits jetzt rapide gestiegenen Energiepreisen wenig überraschend, aber dennoch markant.
Im Vergleich zur Erhebung vor einem Jahr schätzen mehr als doppelt so viele Unternehmen und damit die absolute Mehrheit die Bedeutung der Energieeffizienz als verhältnismäßig groß ein. Folgerichtig reagieren über die Hälfte der Unternehmen auf die gegenwärtige Krisensituation und Preis- und Versorgungsunsicherheit mit effizienzsteigernden Maßnahmen. Die energieintensiven Unternehmen reagieren dabei allerdings am zögerlichsten.
Ansätze zur Steigerung von Effizienz und Widerstandsfähigkeit
Es besteht eine insgesamt hohe Bereitschaft zur Transformation hin zu eigenerzeugten erneuerbaren Energien, Systemoptimierung und Energiespeicherung. Als interessant angesehen, aber selten ausgelotet, sind der Einsatz von Gleichstrom und Wasserstoff.
Als mehrheitlich uninteressant wird die Nutzung von Abwärme und die Flexibilisierung der eigenen Energienachfrage eingestuft. Dies überrascht, weil es für die Potentiale dieser Instrumente einen hohen wissenschaftlich-ökonomischen Konsens gibt. Sie werden aber von der Industrie offenbar nicht erschlossen. Das ist insofern tragisch, da diese beiden Maßnahmen bei einer Gasmangellage besonders dabei helfen können Gas zu sparen: Mehr als 60% des industriellen Energieverbrauchs fällt bei (Prozess-)wärme und Kälte an. Erklärung dafür könnten mangelnde Information zu Potentialen, Vorgehen oder ein Mangel an entsprechend qualifiziertem Personal sein.
Informations- und Unterstützungsbedarf besonders bei Wasserstoff und Gleichstrom
Unternehmen haben nach eigener Aussage großen Bedarf an Beratung. Besonders bei Wasserstoff und Gleichstromversorgung besteht eine hohe Nachfrage sowohl nach mehr Informationen als auch nach Beratung und Umsetzungsunterstützung. Mit dem Innovationsnetzwerk „Klimaneutrale Unternehmen“ hat das EEP in Kooperation mit Fraunhofer eine Plattform geschaffen, um produzierende Unternehmen hier zu unterstützen.
„Die produzierende Industrie in Deutschland ist bereit, ihren Teil für eine klimaneutrale Volkswirtschaft beizutragen. Sie braucht hierfür jedoch Weichenstellungen seitens der Politik“, resümiert EEP-Leiter Prof. Alexander Sauer. „Die aufgrund des Ukrainekonflikts international unsichere Energieversorgung ist kurzfristig unvermeidbar. Sowohl erneuerbare Energien als auch Energieeffizienz sind die Hebel, um Abhängigkeiten zu reduzieren und sukzessive eine nachhaltige Versorgung sicherzustellen.“
Presseeinladung:
Die Ergebnisse des Index werden am Mittwoch, 14. September 2022 von 15:30 bis 16:30 Uhr in einer Online-TEAMS-Veranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt. Wenn Sie ohne Anmeldung teilnehmen möchten, folgen Sie gerne direkt diesem Presselink.
Festkolloquium:
Das Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP veranstaltet am Tag darauf, am Donnerstag, den 15. September, ab 11:30 Uhr ein hochkarätig besetztes Festkolloquium anlässlich seines zehnjährigen Bestehens. Programm: Agenda-Festkolloquium-EEP.pdf (uni-stuttgart.de). Anmeldung per E-Mail bei Tom Tenzer.
Fachlicher Kontakt:
Stefan M. Büttner, Universität Stuttgart, Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP), Tel: +49 (711) 970-1156, E-Mail
Innovationsnetzwerk „Klimaneutrale Unternehmen“
Bilder zum Downloadbar: www.eep.uni-stuttgart.de