Klavier üben, das Verhalten von Tieren erforschen, nachhaltige Baumaterialien entwickeln, politische Reden analysieren, Chatbots Emotionen erklären, Betriebsausfällen vorbeugen oder autonome Satelliten in die Umlaufbahn bringen: Die Veranstaltung „Engineering Intelligence – Cyber Valley at University of Stuttgart“ hat gezeigt, wie Künstliche Intelligenz, intelligente Robotik und intelligente Systeme fast alle Bereiche unserer Gesellschaft durchdringen – und was die Universität Stuttgart und ihre Partner auf diesen Gebieten leisten.
Europäischer Hot Spot für intelligente Systeme
„Unser gemeinsames Ziel ist es, der europäische Hotspot für intelligente Systeme zu werden und die nächste Generation von Studierenden und Forschenden aus aller Welt anzuziehen“, erklärte Professor Wolfram Ressel, Rektor der Universität Stuttgart, zur Begrüßung. Rund 400 Interessierte und Expert*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik und rund 50 Referent*innen informierten sich am 29. und 30. November 2023 über die vielfältigen Forschungsprojekte der Universität Stuttgart und ihrer Partner, diskutierten über Chancen und Risiken von KI und stärkten das Cyber Valley-Netzwerk.
Mit dabei waren unter anderem die beiden Exzellenzcluster SimTech und IntCDC sowie das Institut für Künstliche Intelligenz, das Zentrum für Bionische Intelligenz der Universitäten Tübingen und Stuttgart (BITS), die Cyber Valley GmbH sowie das neue Transfercenter der Universität Stuttgart (TRACES). Organisiert wurde die Veranstaltung vom Institut für Entrepreneurship und Innovationsforschung (ENI) in Zusammenarbeit mit dem Rektoratsbüro der Universität.
Intelligente Systeme zum Wohle der Gesellschaft
„Die Fortschritte in der KI werden enorme Auswirkungen auf die Gesellschaft haben“, betonte Professor Frank Allgöwer, Leiter des Instituts für Systemtheorie und Regelungstechnik (IST) der Universität Stuttgart. Im Rahmen der Cyber Valley Forschungsallianz richtet die Universität Stuttgart ihren Fokus auf die intelligente Robotik und die Einbettung intelligenter Systeme in physische Systeme. Ziel ist es nicht nur moderne KI-Entwicklungen in den Ingenieurswissenschaften zu verankern, sondern auch das Potenzial intelligenter Systeme zum Wohle der Gesellschaft zu nutzen.
Erforscht werden unter anderem intelligente Roboter für Anwendungen im Gesundheitswesen, die Mensch-Maschine-Interaktion, die Wahrnehmungs- und Kognitionsfähigkeiten intelligenter Systeme, Hardwarekomponenten, Modellierungs- und Simulationstechnologien sowie ethische Fragen und Verwertungsmöglichkeiten. Fünf neue Professuren, zwei unabhängige Juniorforschungsgruppen sowie sechs Tenure-Track-Professuren sind unter anderem im Zuge von Cyber Valley inzwischen entstanden.
Chancen heben, Risiken minimieren
Dass es bei der Entwicklung und mit Blick auf die Anwendungsszenarien von intelligenten Robotern und Systemen um mehr geht als um technische Herausforderungen, machte der zweitägige Kongress einmal mehr deutlich. Ohne die Einbindung aller Disziplinen und eine gemeinsame Forschung von Geistes-, Natur- und Ingenieurwissenschaften – hierin waren sich die Expert*innen einig – können die Potenziale Künstlicher Intelligenz nicht gehoben werden. Wie kann man intelligente Systeme menschenzentriert entwickeln, wie bei ihrer Entwicklung Vorurteilen entgegenwirken? Wo stoßen KI-Anwendungen an ihre Grenzen, zum Beispiel in autonomen Fahrzeugen oder in der Diagnostik und Therapie? Welche langfristigen Auswirkungen hat KI auf unsere Gesellschaft, zum Beispiel mit Blick auf die Zukunft von Arbeitsplätzen? Auch diese Fragen standen bei „Engineering Intelligence“ auf der Agenda. Klar wurde: KI soll ein Instrument zur Unterstützung der Menschen bleiben, nicht diese ersetzen.
Transfer mit Blick auf Mehrwerte für die Gesellschaft
Warum nicht nur KI, sondern auch der Transfer von Wissen und Technologien ein „ethisches Fundament“ brauchen, erklärte Amrei Bahr, Juniorprofessorin für Philosophie der Information und Technik der Universität Stuttgart. Die Brücken, die für den Transport von Wissensbeständen zwischen Universität und Wirtschaft gebaut werden, sind für sie keine Einbahnstraßen. Um sie zu stabilisieren, brauche es unter anderem eine gute wissenschaftliche Praxis, aber auch eine verantwortungsvolle Nutzung von Forschungsergebnissen, betonte die Philosophin.
Auch für Dr. Rubina Zern-Breuer, Leiterin des im Rahmen der Veranstaltung eröffneten Transfercenters TRACES, ist der gründungsorientierte Transfer, dem sich die Universität Stuttgart verschrieben hat, kein Selbstläufer. Im Sinne der dritten Mission seien Universitäten nicht nur Wissensschmieden und Ausbildungsstätten, sondern auch Quellen für Innovationen und Ideen. Transfer aus der Universität in die Wirtschaft, Politik und Gesellschaft für Lösungen, die Mehrwerte bringen: Hierauf komme es an. Auch Prof. Peter Middendorf, Prorektor für Wissens- und Technologietransfer der Universität Stuttgart, verdeutlichte in seiner Keynote zur Eröffnung von TRACES wie relevant die Unterstützung der „dritten Mission“ durch die Universität Stuttgart im Sinne der Transferstrategie sowie die praxisnahe Umsetzung durch das neue Transfercenter sind.
Zur Cyber Valley-Forschungsallianz
Cyber Valley ist Europas größtes Forschungskonsortium im Bereich der künstlichen Intelligenz mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie. Das Land Baden-Württemberg, die Max-Planck-Gesellschaft mit dem Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, die Universitäten Stuttgart und Tübingen sowie Amazon, BMW AG, IAV GmbH, Mercedes-Benz Group AG, Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, Robert Bosch GmbH und ZF Friedrichshafen AG sind die Gründungspartner dieser Initiative. Seit 2019 ist zudem die Fraunhofer-Gesellschaft Cyber Valley Partner. Unterstützt wird Cyber Valley zudem von der Christian Bürkert Stiftung, der Gips-Schüle-Stiftung, der Vector Stiftung und der Carl-Zeiss-Stiftung.