Fragen und Antworten zum Forschungsneubau LCRL

14. Februar 2024

Die Universität Stuttgart baut auf dem Campus Vaihingen ein Forschungsgebäude für das deutschlandweit einzige Architektur-/Bau-Exzellenzcluster IntCDC. Dabei werden erstmals die an der Universität Stuttgart in den vergangenen Jahren entwickelten Leichtbau-Konstruktionsprinzipien in einem dauerhaften Gebäude umgesetzt, um schnell von der Grundlagenforschung in die Anwendung zu kommen.

Das „Large-Scale Construction Robotics Laboratory“ (LCRL) ist zum einen ein Forschungsdemonstrator, also selbst Bestandteil laufender Forschung im Bereich des regenerativen Bauens. Zugleich beherbergt das Gebäude künftig die Forschungsinfrastruktur des Exzellenzclusters IntCDC und die interdisziplinär arbeitenden Forscher*innen aus sieben Fakultäten der Universität. Es besteht aus einer Experimentierhallhalle für Großraumroboter, einer Versuchsbaustelle und einem Bürokomplex.

Für den Neubau kommt ein Holzbausystem zum Einsatz, das im Vergleich zu üblichen Konstruktionen den Materialverbrauch um bis zu 40 Prozent reduziert. Das Dach besteht ebenfalls aus einer neuartigen, an der Universität Stuttgart entwickelten Holzbaukonstruktion, für die eine Reduktion des Erderwärmungspotenzials von über 60 Prozent im Vergleich zu anderen Holzbaukonstruktionen berechnet wurde. Fundamente und Bodenplatte bestehen aus Gradientenbeton, einem an der Universität Stuttgart entwickelten, robusten Bauwerkstoff, der den Materialverbrauch und die grauen Emissionen um bis zu 50 Prozent reduziert. Auch für den Innenausbau sollen schnell nachwachsende, natürliche Baustoffe wie etwa Biofaserkomposite verwendet werden. Die Wärmeversorgung wird nicht über fossile Energieträger, sondern über Erdwärme erbracht. Die Dachflächen des Hauptgebäudes sollen vollflächig mit Photovoltaikanlagen belegt werden.

Ziel des Neubaus ist es, durch neuartige digitale Planungs- und Baumethoden den Materialeinsatz zu optimieren, den Einsatz erneuerbarer Bauwerkstoffe zu maximieren und so sowohl in der Bauerstellung als auch im Gebäudebetrieb CO2-Emissionen, Ressourcen- und Energieverbrauch zu minimieren.

Die interdisziplinäre Forschung von Wissenschaftler*innen aus der Architektur, dem Bauingenieurwesen, der Produktions- und Systemtechnik, Informatik und Robotik sowie den Sozial- und Geisteswissenschaften soll zukünftig unter einem gemeinsamen Dach zusammengeführt werden. Im Exzellenzcluster IntCDC arbeiten mehr als 150 Forscherinnen und Forscher aus der ganzen Welt im Labor und im Freiversuchsfeld wissenschaftlich am Bauen der Zukunft.

IntCDC (Integrative Computational Design and Construction for Architecture) ist das bundesweit erste und bislang einzige Exzellenzcluster im Bereich Architektur und Bauwesen und hat seit seinem Start im Jahr 2018 weltweit Sichtbarkeit erlangt.

Das Exzellenzcluster IntCDC will das Planen und Bauen der Zukunft angesichts des weltweiten Baubedarfs und dem damit verbundenen immensen Energie- und Ressourcenverbrauch insgesamt nachhaltiger und effizienter machen. Mittels digitaler Planungsmethoden und KI-gesteuerter Fertigungsprozesse soll mit wesentlich weniger Material deutlich schneller gebaut werden. Damit leistet das Cluster einen substanziellen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Senkung der CO2-Emissionen.

Für das Bauvorhaben wurden Standortalternativen geprüft. Anderweitige Flächen der Universität Stuttgart sind aufgrund ihrer Lage, Größe sowie fehlendem räumlichen Zusammenhang zum Campus Vaihingen nicht geeignet. Der endgültige Standort innerhalb des Baugrundstücks wurde nach einer Machbarkeitsstudie festgelegt. Das Baufeld wurde dabei auf das unbedingt erforderliche Minimum beschränkt und auf teilweise bereits überbaute Flächen verlegt. Es wird mit Ausnahme von zwei barrierefreien Stellplätzen auf zusätzliche PKW-Stellplätze verzichtet. Stattdessen werden 20 Fahrradstellplätze errichtet. Für das Bauvorhaben liegen alle erforderlichen Genehmigungen bestandskräftig vor.

Diese vermeintliche Alternative wurde geprüft und ist aus mehreren Gründen nicht umsetzbar:

Unter städteplanerischen Gesichtspunkten sollte eine nur für das Forschungspersonal zugängliche Laborhalle mit Versuchsbaustelle am Rand und nicht im Zentrum des Campus gebaut werden. Die Campusmitte ist Lehr- und Lernräumen für Studierende, Büroräumen für Mitarbeitende und Orten der Begegnung vorbehalten. Für den Bereich der zentral gelegenen Parkplätze sieht der Masterplan für die künftige Bebauung u.a. Lehrgebäude und Grünflächen vor. Die Planung muss hier vorausschauend auf Jahrzehnte angelegt sein.

Auch wenn die Universität für die Zukunft einen autofreien Campus anstrebt, muss sie sich bei aktuellen Vorhaben an geltendes Recht halten. Dazu gehört auch die Einhaltung eines baurechtlich vorgegebenen Parkplatzschlüssels für den Campus. Das bedeutet, dass für den Campus insgesamt ein Mindestmaß an Parkplätzen vorgehalten werden muss. Da bereits an anderer Stelle Parkplätze überbaut werden, ist eine weitere Reduzierung derzeit nicht möglich.

Eine nachträgliche Änderung des seit 2019 geplanten und bereits genehmigten Bauvorhabens ist zeitlich und finanziell nicht darstellbar. Zeitplan und Finanzierung orientieren sich an langjährigen Forschungsprojekten, Fördermitteln und Personal, die zu einem späteren Zeitpunkt nicht zur Verfügung stehen.

Die Bäume stehen auf dem der Universität für den Forschungsneubau zugewiesenen Baugrundstück innerhalb des Campusgeländes und innerhalb des rechtskräftigen Bebauungsplans für die Universität Stuttgart. Das genehmigte Baugrundstück ist zum Teil bewaldet und teilweise überbaut. Vor Baubeginn sind daher Baumfällarbeiten notwendig. Für das Bauvorhaben liegen alle erforderlichen Genehmigungen bestandskräftig vor. Hierzu zählen die Baugenehmigung der Stadt Stuttgart und die Waldumwandlungsgenehmigung des Regierungspräsidiums Freiburg.

Im Rahmen der Planung wurden umfangreiche Gutachten durchgeführt. Die Baumfällarbeiten werden sachkundig durchgeführt und mit tier- und landschaftsökologischer Expertise begleitet. Alle Auflagen der Naturschutzbehörden, der Forstämter und der Stadt Stuttgart werden erfüllt. Ausgleichsmaßnahmen mit einem Wertefaktor von 2,5 im Vergleich zu der bestehenden Waldfläche sind zum Teil bereits umgesetzt oder in Vorbereitung. Dazu zählen zum Beispiel Aufforstungsmaßnahmen, der Rückbau eines Schotterweges, Nisthöhlen in unmittelbarer Nähe zum Baugrundstück, Maßnahmen zum Schutz holzbewohnender Käfer und von Amphibien sowie zur Bekämpfung invasiver Arten.

Die Universitätsleitung hat alle Verbände zu einer Dialogveranstaltung eingeladen. Das rund dreistündige Gespräch hat am Freitag, den 12. Januar mit rund 20 Personen im Rektorat der Universität Stuttgart stattgefunden. Expert*innen der Hochschule haben das Vorhaben erläutert und alle aufkommenden Fragen beantwortet.

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