- Prof. Wieprecht, es ist Halbzeit im Diversity-Auditierungsverfahren. Zeit für ein Bergfest?
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Wenn wir auf den bisher durchlaufenen Prozess zurückblicken, können wir uns durchaus über viel Geleistetes freuen. Von einem Moment des Bergfestes würde ich jedoch nicht sprechen, da der bisherige Weg zwar vielen einiges abverlangt hat, jedoch auch sehr viel zurückgegeben, unsere Arbeit inspiriert und verbessert sowie die Vernetzung vorangebracht hat. Wir befinden uns nun in der Umsetzungsphase. Bis zum Ende des Jahres 2024 sollen wir, so hat es das Rektorat im September 2023 beschlossen, 15 Maßnahmen umgesetzt haben. Es bleibt viel zu tun.
Auf die Frage nach dem Bergfest möchte ich dennoch das Informations- und Vernetzungstreffen des Lenkungskreises hervorheben, das Ende Januar 2024 stattgefunden hat. Diese Veranstaltung war nicht, wie die insgesamt fünf internen Workshops, durch den Stifterverband vorgegeben. Der Wunsch nach diesem Format kam aus dem Lenkungskreis. Dies zeigt auf, welche Dynamik durch den Auditierungsprozess entstanden ist, wie wichtig es den rund 35 Akteur*innen dieses Kreises ist, im Austausch zu bleiben und den „flow“ aufrecht zu erhalten. Der Termin Ende Januar ging eher in Richtung „Erntedank“. Wir haben gemeinsam darauf geschaut, was bisher umgesetzt werden konnte und dann festgehalten, welche Schritte nun noch folgen sollen.
Für das bedeutende Engagement im Diversity-Auditierungsverfahren, das ich beispielhaft beim Diversity-Tag 2023 persönlich erleben durfte, bedanke ich mich. Gemeinsam werden wir weitere Verbesserungen für unseren Studien-, Forschungs- und Arbeitsort erzielen.
Prof. Wolfram Ressel, Rektor
- Können Sie uns Highlights aus dem bisherigen Prozess nennen?
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Begeistert hat mich persönlich das Engagement und die Zusammenarbeit der Beteiligten. Um möglichst viele Stimmen zu hören und Perspektiven zu berücksichtigen, haben wir den Lenkungskreis deutlich über den vom Stifterverband vorgesehenen Umfang erweitert. In nur vier Monaten haben wir in drei Workshops eine SWOT-Analyse durchgeführt, Entwicklungsziele und Handlungsfelder festgelegt und dann konkrete Maßnahmen für die Umsetzung erarbeitet. In fünf Arbeitsgruppen haben wir uns mit „Diversity in research“, „Rekrutierung und Bindung“, „Sensibilisierung und Weiterbildung“, „Kommunikation“ wie auch mit einem möglichen „Diversity Monitoring“ auseinandergesetzt. Das für mich größte Highlight war dann zu erleben, wie viele Menschen sich im Mai 2023 in die Veranstaltung zum Diversity-Tag, den wir mit dem Diversity-Auditierungsverfahren verknüpft hatten, eingebracht haben, um gemeinsam das Ziel eines inklusiven Studien-, Forschungs- und Arbeitsortes greifbarer zu machen. Vieles, was in diesem Rahmen erarbeitet wurde, konnte der Lenkungskreis in die Maßnahmenplanung aufnehmen.
- Insgesamt 15 Maßnahmen wurden durch das Rektorat beschlossen. In welche Richtung zielen diese?
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Wir können die Maßnahmen des Diversity-Auditierungsverfahrens grob in drei Kategorien einordnen. Der erste Block umfasst den Bereich „Sensibilisierung und Unterstützung“. Die Maßnahmen, die sich darin wiederfinden, haben auch als Ziel, für noch mehr Transparenz zu sorgen – zum Beispiel, was Anlaufstellen anbelangt. Die Antragsberatung wie auch regelmäßige Informationen zu Diversity in Gremien sind Bestandteil, genauso wie die Aufgabe, unser Auftreten auf Diversitätssensibilität zu prüfen und uns diesbezüglich weiterzuentwickeln – hierunter fällt beispielsweise die Überarbeitung aller Studiengangsbeschreibungen.
Die Maßnahmen des zweiten Blocks können wir unter „Menschen gewinnen und halten“ zusammenfassen. Auch hier spielen die Studiengangsbeschreibungen erneut eine Rolle, aber auch die Berufungsverfahren sollen um Diversity-Aspekte erweitert werden. Wir nehmen die Onboarding-Angebote in den Blick und haben bereits ein Azubi-Volunteering initiiert.
Der dritte Block umfasst die Datenerhebung zu Diversity. Hier sind wir daran zu prüfen, wie wir bestehende Erhebungen nutzen können, um weitere relevante Erkenntnisse für unsere Arbeit zu gewinnen. Auch setzen wir auf eine Abfrage unter den Beratenden und Anlaufstellen der Uni Stuttgart.
Bei einem Großteil der Maßnahmen wird auf bestehendes Personal gesetzt. Fünf Maßnahmen konnten wir jedoch nur mit zusätzlichen Mitteln aufgreifen. Dankbar sind wir, dass uns diese zur Verfügung gestellt wurden und wir zudem von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert werden, was uns ermöglicht, das Verfahren noch intensiver auszugestalten.
- Frau Wieprecht, wie geht es dann weiter?
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Zahlreiche Uni-Angehörige arbeiten intensiv an den verschiedenen Aufgaben. Wenn diese umgesetzt sind, bedeutet dies nicht, dass unsere Arbeit getan ist und wir uns darauf ausruhen können. Wir sind sehr froh, und ich kann das gar nicht genug wertschätzen, dass die meisten ihren Einsatz in diesem Themenfeld tatsächlich zusätzlich zu ihren eigentlichen Aufgaben leisten.
Ich betrachte dieses Auditierungsverfahren als weiteren Anstoß für Diversity an der Universität Stuttgart. Es ist, wie bereits betont, eine beeindruckende Dynamik und Vernetzung entstanden, die wir aufrechterhalten möchten. Wir haben an der Universität Stuttgart bereits gute Strukturen. Hier denke ich beispielsweise an den Runden Tisch Diversity.
Es freut mich, dass wir auch dieses Jahr den Diversity-Tag wieder mit einem Beteiligungsformat planen. Er wird unter dem Schwerpunkt der sozialen Nachhaltigkeit stehen.
- Welche weiteren Meilensteine stehen in dem laufenden Verfahren noch an?
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Der nächste Meilenstein wird der 4. Workshop des Lenkungskreises Mitte April 2024 sein, in dem wir das bisher Erarbeitete reflektieren, bei Bedarf nachjustieren und dann weiter in die Zukunft planen. Dann wird es am 28. Mai den Diversity-Tag geben und Mitte November 2024 wird der 5. und somit letzte interne Workshop, der in erster Linie der Gesamtreflexion des Prozesses dienen soll, stattfinden.
Zudem steht noch ein weiteres externes Diversity-Forum mit den anderen Hochschulen unserer Kohorte an. Diese Foren, von denen bereits drei stattgefunden haben, sollen vor allem den kollegialen Austausch ermöglichen. In diesem Kreis lernen wir viel voneinander.
Der letzte Meilenstein wird dann die Zertifikatsvergabe im Frühjahr 2025 sein.
- Gibt es noch etwas, was Sie uns mit auf den Weg geben möchten?
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Ganz herzlich danke ich all denen, die sich so engagiert in den bisherigen Prozess eingebracht haben. Nur gemeinsam konnten wir so weit kommen, interdisziplinär so viel aufgreifen und umsetzen. Auch unsere Auditorin, Dr. Isabell Lisberg-Haag und insbesondere unsere Diversity Managerin Barbara Scheubert, schließe ich hier explizit mit ein.
Außerdem möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um alle Interessierten einzuladen, sich auch jetzt noch einzubringen – sei es beim Diversity-Tag, in einer Arbeitsgruppe oder auch einfach mal durch einen punktuellen Austausch. Anregungen nehmen wir jederzeit auf. Wer Interesse hat, kann sich sehr gerne melden, am besten per E-Mail.
Kontakt
Barbara Scheubert
M.A.Referentin für Diversity Management