Vom großen Quantencomputer-Bau bis zu kleinen Quantensensoren für die Medizin, vom ökoeffizienten Fliegen bis zum virtuellen Raumfahrtflug: Die Forschungsvielfalt sowie ihre Potenziale für Innovationen und das Beantworten gesellschaftlicher Zukunftsfragen haben Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Wissenschaftsministerin Petra Olschowski beeindruckt. Während ihrer zweistündigen Tour an der Universität Stuttgart präsentierten Wissenschaftler*innen, Studierende und Start-ups ausgewählte Highlights aus Quantenforschung und Luft- und Raumfahrttechnik.
„Strategische Souveränität ist ein zentraler Schlüssel für Europas Wohlstand der Zukunft – das gilt für das Thema Quantentechnologie genauso wie für die Luft- und Raumfahrt“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Quantentechnologie wird unsere Welt verändern, in Wissenschaft, Industrie und Alltag. Sie ermöglicht ganz neue Anwendungen – bei der Nutzung Künstlicher Intelligenz, in der Medizindiagnostik oder für Logistik- und Materialforschung. Unser Ziel ist ein schlagkräftiges Netzwerk aus Spitzenforschung und angewandter Forschung, etablierten Unternehmen und Start-ups, das die Kompetenzen im Bereich der Quantentechnologie disziplinenübergreifend bündelt. Die Universität Stuttgart leistet hier wichtige wissenschaftliche Pionierarbeit.“
Weiter betonte Kretschmann: „Auch auf den Luft- und Raumfahrt-Standort Baden-Württemberg kommt es entscheidend an. Unsere Luft- und Raumfahrtbranche ist ein Aushängeschild mit jungen Unternehmen wie etablierten Unternehmen mit viel Erfindergeist und Zulieferern mit einem starken Technologieportfolio. Mit der Luft- und Raumfahrttechnik an der Uni Stuttgart sind wir auch als Forschungsstandort international hervorragend aufgestellt.“
Petra Olschowski, als Wissenschaftsministerin zum zweiten Mal an der Universität Stuttgart zu Besuch und zum ersten Mal im Sojus-Simulator in einem Raumfahrzeug unterwegs, betonte: „Die Universität Stuttgart belegt eindrucksvoll, welche zentrale Rolle sie - international - als eine der größten Luft- und Raumfahrt-Fakultäten Europas für die Ausbildung hochqualifizierter Fachkräfte spielt. Wie Studierende und Forschende hier gemeinsam und erfolgreich an neuen und vor allem nachhaltigen Technologien arbeiten, ist genau das, was wir uns als starker Wissenschafts- und Forschungsstandort Baden-Württemberg wünschen: Von Satelliten zur weltweiten Kommunikation bis zu Green Mobility durch ressourcenschonendes Fliegen – hier wird an den relevanten Zukunftstechnologien geforscht, die ganz konkreten Einfluss auf unser tägliches Leben haben.“ Das Land werde daher künftig verstärkt auf die Luft- und Raumfahrttechnologie setzen. „Auch für die künftige Luft- und Raumfahrtstrategie des Landes ist die Universität ein zentraler Player“, so die Ministerin.
Rektor Prof. Wolfram Ressel unterstrich, dass die Luft- und Raumfahrttechnik eine lange Tradition in Stuttgart hat und weltweit einmalige Versuchsanlagen aufweist. „Die Luft- und Raumfahrttechnik ist ein Beispiel unserer herausragenden interdisziplinären Forschung. Der Stuttgarter Weg der vernetzten Disziplinen eröffnet uns einzigartige Möglichkeiten, gemeinsam Antworten auf wichtige gesellschaftliche Fragen zu entwickeln – auch fürs Fliegen bis ins All.“
Prof. Peter Middendorf, Prorektor für Wissens- und Technologietransfer und Leiter des Instituts für Flugzeugbau, ergänzte: „Mit unseren Forschungsschwerpunkten zum klimaneutralen Luftverkehr, intelligenten Fliegen und zur nachhaltigen Raumfahrt adressieren wir zentrale Zukunftsthemen und bilden an der Universität Stuttgart die kommende Generation an Luft- und Raumfahrtingenieur*innen aus, die maßgeblich zur Umsetzung dieser Technologien beitragen wird.“
Raumfahrt-Forschung mit Satelliten, Kontrollraum und Sojus-Simulator
Im Raumfahrtzentrum Baden-Württemberg sahen der Ministerpräsident und die Wissenschaftsministerin anhand ausgewählter Projekte, dass die Universität Stuttgart eine große Breite an Raumfahrtthemen abdeckt und unter anderem ab Herbst wieder an der Vorbereitung der neuen ESA-Astronaut*innen auf ihre Missionen im All mitwirkt.
Zumindest virtuell gelangten auch Kretschmann und Olschowski ins All. Die Wissenschaftsministerin saß im Sojus-Simulator, einem Nachbau des Sojus-Cockpits, in dem die Bewegungen im Weltraum realistisch dargestellt werden. Studierende lernen hier etwa, wie ein Raumfahrzeug an die internationale Raumstation ISS andockt. Eine weitere Möglichkeit, sich im Raumfahrtzentrum ins All versetzen zu lassen, bietet eine Virtual-Reality-Brille, die auch für die Astronaut*innen-Ausbildung verwendet werden soll.
An der Universität Stuttgart kann der akademische Nachwuchs, auch organisiert in studentischen Vereinen wie KSat oder HyEnd, Projekterfahrung sammeln und reale Missionen ins All durchführen: Während des Studiums kann er somit das Bauen und Betreiben von Weltraumexperimenten bis zu ganzen Satelliten erlernen. Einer davon ist der vom Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) mit Studierenden und Promovierenden entwickelte Kleinsatellit Flying Laptop. Seine Mission: Lehre, Erprobung neuer Technologien und wissenschaftliche Erdbeobachtung in mehreren Wellenlängenbereichen. Vom Kontrollraum aus kommuniziert das IRS mit seinen Satelliten und erprobt – etwa mit Methoden der Künstlichen Intelligenz – auf eigenen Missionen Maßnahmen für einen automatisierten Betrieb, der die Nutzungszeit der Satelliten maximieren soll.
Luftfahrt mit Elektro-, Wind- und Solarantrieben
Andere Fluggeräte stehen in der Luftfahrttechnik im Fokus. Um elektrisches und autonomes Fliegen realitätsnah erproben zu können, entstand unter Leitung der Universität Stuttgart und mit Landesunterstützung das Testfeld eFliegen BW. Kretschmann und Olschowski erfuhren, wie Tests von Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen dort ablaufen.
Dass viele Projekte von Forschenden und Studierenden Nachhaltigkeit in der Luft- und Raumfahrt forcieren, sahen die beiden Mitglieder der Landesregierung auch am Weltrekord-Flugzeug e-Genius, einer Forschungsplattform für elektrische und hybrid-elektrische Antriebe, und am Gegenwindfahrzeug des InVentus Racing Teams mit Windrad statt Motor. Der Transfer in die Praxis kommt auch nicht zu kurz: Das Start-up Roboloon präsentierte seinen Prototyp einer solarbetriebenen Luftschiff-Drohne. Damit sollen Inspektionen von Infrastruktur wie Eisenbahnlinien oder Stromnetzen emissionsfrei und automatisiert werden.
Exzellente Forschung mit Landesunterstützung
Im Gebäude des Forschungscampus ARENA2036 stellte Rektor Prof. Wolfram Ressel dem Ministerpräsidenten und der Ministerin die Universität Stuttgart mit ihrer Vielfalt, interdisziplinären Forschung und den beiden Exzellenzclustern „Daten-integrierte Simulationswissenschaft” (SimTech) und „Integrative Computational Design and Construction for Architecture“ (IntCDC) kurz vor.
„Exzellente Forschung mit gesellschaftlicher Relevanz betreiben wir nicht nur in der Luft- und Raumfahrttechnik, sondern auch in der Quantenwissenschaft“, sagte Ressel. „Wir sind froh, dass das Land Baden-Württemberg diese unterstützt, etwa über das Zentrum für Integrierte Quantenwissenschaften und -technologie IQST.“
Aus dem Labor in die Anwendung: Quanten zum Anfassen
Im Forschungsschwerpunkt Quantentechnologie erhielten Kretschmann und Olschowski Einblicke in ein Labor, in dem ein Quantencomputer gebaut wird, auf den Benutzer*innen Zugang über das Portal „The Quantum Länd“ erhalten sollen. Quantencomputing und -sensorik bieten neben exzellenter Grundlagenforschung auch die Verbindung zu praktischen Aspekten der Ingenieurwissenschaften. Damit werden die Ergebnisse anwendungstauglich und als zukunftsweisende Innovationen markttauglich.
Beispiele sind fingernagel-kleine Quantenprozessoren auf Basis photonischer Chips oder Quantensensoren, die Präzision in den Bereichen Mobilität, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie Biomedizintechnik liefern. Das weltweit erste tragbare Elektronenspinresonanz-Spektrometer, das in Arztpraxen Blut-Diagnosen in Echtzeit ermöglichen soll, soll dieses Jahr über eine Ausgründung der Universität Stuttgart kommerzialisiert werden.
„Die Universität Stuttgart ist ein zentraler Standort der Quantenwissenschaften in Baden-Württemberg und aufgrund ihrer großen Expertise auch eng in die Entstehung unserer landesweiten Quantenstrategie eingebunden. Die Anwendungsmöglichkeiten der heute vorgestellten Technologien sind wirklich beeindruckend“, sagte Ministerin Olschowski.
Medienkontakt
Lydia Lehmann
Stellvertretende Leiterin Hochschulkommunikation