Das Studentenwerk e.V. (stuwe). ist nicht so bekannt wie das Studierendenwerk Stuttgart. Beide Einrichtungen haben gleiche Wurzeln. Ihre Geschichte beginnt mit der Gründung der Stuttgarter Studentenhilfe e.V. vor 100 Jahren. 1975 richteten die Bundesländer dann Studentenwerke als Anstalten des öffentlichen Rechts ein. So entstand das heutige Studierendenwerk Stuttgart. Doch auch der Verein Studentenwerk e.V. blieb erhalten. Bei diesem Verein blieben z.B. die durch die Max Kade Stiftung finanzierten Wertpapiervermögen und Bankguthaben. Deshalb kann stuwe seither gemäß seiner Satzung die sozialen, kulturellen und sportlichen Tätigkeiten und Einrichtungen der Studierenden der Universität Stuttgart, der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, der Hochschule der Medien und der Hochschule für Musik und Darstellende Künste durch finanzielle Zuwendungen unterstützen.
Aufgrund der Corona-Pandemie können derzeit praktisch keine Projekte gefördert werden, weil sie nicht stattfinden, wie Konzertreisen oder Veranstaltungen der Studierendenvertretung stuvus. „Deshalb hat der stuwe-Vorstand darüber diskutiert, wie wir das Geld sinnvoll einsetzen können, denn als Verein dürfen wir kein Vermögen aufbauen“, erklärt Prof. Klaus Jan Philipp, der Vorstandsvorsitzende des Vereins.
200 Studierende erhalten jeweils 300 Euro Unterstützung
„Wir haben dann entschieden, dass wir damit Studierenden helfen möchten, die aufgrund der Corona-Pandemie in eine finanzielle Notlage geraten sind, die zum Beispiel keine Nebenjobs mehr haben und denen sonstige Einkünfte fehlen. Mit einer einmaligen Zahlung von 300 Euro wollen wir diese Studierenden unterstützen“, erklärt Philipp. Das Gesamtvolumen der Hilfsaktion liegt bei 60.000 Euro. In vier Antragsrunden erhalten jeweils 50 Studierende die Förderung. Insgesamt können 200 Studierende der vier beteiligten Hochschulen unterstützt werden. Die Studierenden wurden per Mail, Social Media und stuvus über die Möglichkeit informiert.
Viele eingehende Anträge
Um die Nothilfe zu beantragen, müssen die Studierenden nachweisen, dass sie derzeit an einer der vier Hochschulen studieren und ihre Notsituation schildern. „In der ersten Runde im März bekamen wir 1.500 Anträge! Mit so einer hohen Zahl hatten wir nicht gerechnet, das sind 5 Prozent der gesamten Studierenden der vier Hochschulen“, berichtet Christian Rickenstorf, einer der beiden studentischen Vorstandsmitglieder. Die in den Anträgen beschriebenen Notlagen sind oft beklemmend, das Geld wird als Unterstützung für Miete, Lebensmittel oder Material fürs Studium gebraucht. „Man muss sich klarmachen, dass 300 Euro für diese Studierenden viel Geld bedeuten“ erklärt Prof. Klaus Jan Philipp.
Neues Antragssystem
Die erste Runde ist inzwischen abgeschlossen. Die nächste Phase läuft, Anträge können noch bis zum 18. April abgegeben werden. Zwei weitere Antragsrunden finden bis zum Sommer statt. Jeder Studierende darf nur einmal gefördert werden. Die Anträge zu bearbeiten und die Auswahl zu treffen, war viel Arbeit. „Wir sind ein kleiner Verein, alle arbeiten ehrenamtlich, deshalb mussten wir gut überlegen, wie wir die Corona-Hilfe organisieren, um alles stemmen zu können,“ sagt Jeremias Hubbauer, das zweite studentische Vorstandsmitglied. Deshalb wurde ein Antragssystem auf der Webseite des Vereins installiert, dass die Antragsverfahren vereinfacht. Dies soll auch zukünftig genutzt werden, jenseits der Corona-Hilfe.
Zum Verein
Der Verein stuwe möchte sichtbarer werden, deshalb wird der Webauftritt zur Zeit weiter aufgebaut. Im Vorstand sind neben dem Vorsitzenden Prof. Klaus Jan Philipp, Cornelius Audick (IHK), Dr. Günter Köble (Schatzmeister) und die beiden Studenten Christian Rickenstorf und Jeremias Hubbauer vertreten. Mitglieder des Vereins sind kraft Amtes die Rektor*innen und Kanzler*innen der Hochschulen. Derzeit stehen dem Verein rund 30.000 bis 40.000 Euro jährlich zur Verfügung. Welche Projekte in den Genuss der Förderung kommen, entscheidet der Vorstand. Das größte Projekt des Vereins war Anfang 2000 die Realisierung der studentischen Begegnungsstätte „Unitop“ auf dem Campus Vaihingen.
Weitere Leistungen flossen in das Söllerhaus der Universität Stuttgart im Kleinwalsertal, das von der „Vereinigung von Freunden der Universität Stuttgart“ betrieben wird. Bezuschusst werden regelmäßig auch Konzertreisen des akademischen Chors und des akademischen Orchesters der Universität Stuttgart und weitere studentische Einrichtungen. Darüber hinaus werden studentische Exkursionen, soweit sie nicht in die Lehre eingebunden sind, und Auslandsaufenthalte in Zusammenhang mit Abschlussarbeiten gefördert. Auch Ausstellungsprojekte, ein Outdoor Fitnesspark auf dem Campus Vaihingen, der in Kürze fertig gestellt wird, und Veranstaltungen von stuvus, z.B. das ursprünglich für 2020 vorgesehene Campus-Festival, erhalten Zuschüsse von stuwe.