Andreas Größler

Auswirkungen von Covid-19 auf Liefernetzwerke von Unternehmen

14. Mai 2020

Wissenschaftler der Universität Stuttgart erklären, welche Lösungen Unternehmen helfen

Aktuell kann noch nicht eingeschätzt werden, welche Auswirkungen die Covid-19 Krise insgesamt haben wird. Ein wichtiger Bereich, der bereits jetzt stark betroffen ist, ist das Wirtschaftssystem. Prof. Andreas Größler, Betriebswirtschaftliches Institut der Universität Stuttgart, hat mit seinem Doktoranden Marc Wiedenmann untersucht, was Unternehmen aus der Krise lernen können und welche Lösungen umgesetzt werden sollten.

Heutzutage sind die meisten Unternehmen Teil von global verwobenen Liefernetzwerken und agieren daher nicht unabhängig. Das Interesse am Management von Liefernetzen ist in den letzten Jahren zwar konstant gestiegen, doch trotzdem sind viele Unternehmen nicht auf Covid-19 vorbereitet. Während der Covid-19 Krise könne man sehen, dass Liefernetze mit drei unterschiedlichen Problemstellungen konfrontiert werden, erklären Wiedenmann und Größler. Zum einen werden einige Liefernetze mit einer unverhältnismäßig hohen Nachfrage, wie beispielsweise nach Hygieneartikeln (Toilettenpapier), konfrontiert. Das zweite Problem stellt eine zu niedrige Nachfrage dar, zu der es etwa in der Tourismusbranche aktuell kommt. Ein drittes Szenario für Unternehmen ist eine Störung des Netzwerks, bei der es Unterbrechungen in der Versorgungskette gibt, wenn beispielsweise in Speditionen nicht gearbeitet werden kann.

Eine Lösung sehen die Wissenschaftler im Supply Risk Management. „Durch die Krise wird Risikomanagement ein essenzieller Teil jedes Unternehmens und Liefernetzes“, sagen sie. Interdisziplinäre Teams müssten Wege finden, Versorgungsrisiken zu identifizieren, zu beurteilen und Handlungsstrategien zu entwickeln, damit Unternehmen bestmöglich reagieren könnten.

Sich Transparenz über Liefernetze verschaffen

Grundlage für die Erreichung dieses Ziels sei die Schaffung von Transparenz hinsichtlich der mehrschichtigen Struktur des Liefernetzes. In Bezug auf Covid-19 bedeutet dies, dass die Länder, in denen Lieferengpässe auftreten können, sofort mit den Lieferbeziehungen abgeglichen werden können, die für die Geschäftstätigkeit des Unternehmens von entscheidender Bedeutung sind.

Liefernetze differenzieren

Außerdem versuchen Unternehmen, ihre Lieferbeziehungen beispielsweise nach China durch Alternativen zu ersetzen, um weniger von einem Land abhängig zu sein. China wird weiterhin eine entscheidende Rolle in der Weltwirtschaft spielen, es werden jedoch Anstrengungen unternommen, um das Versorgungsnetz weiter zu diversifizieren und weniger von den örtlichen Gegebenheiten abhängig zu sein.

Daten und Informationen sammeln und auswerten

Schließlich ist es für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, die identifizierten und bewerteten Risiken kontinuierlich zu überwachen und gegebenenfalls Entscheidungen bei Änderungen des Risikoengagements entsprechend anzupassen. Dabei sind Daten und Informationen die wichtigsten Vermögenswerte der Zukunft. Durch proaktive Maßnahmen, wie beispielsweise die Implementierung von Simulationsansätzen in das Risikomanagement in Liefernetzen, können sich Unternehmen besser auf mögliche Zukunftsszenarien vorbereiten.

Kontakt:
Prof. Andreas Größler
Betriebswirtschaftliches Institut (BWI), Universität Stuttgart
Forschungsbereiche: Wirtschaftswissenschaften, Produktionstechnologien, Simulationswissenschaften
Marc Wiedenmann
Betriebswirtschaftliches Institut (BWI), Universität Stuttgart

Artikel: No back to normal. COVID-19 turns Supply Risk Management into a necessity [en]

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