Die Universitäten Stuttgart und Ulm sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickeln ein neues Studienwahl-Orientierungsverfahren für zulassungsfreie Bachelor-Studiengänge in den MINT-Fächern. Sie wollen damit erreichen, dass sich Studienbewerberinnen und -bewerber künftig ausführlicher informieren können und durch Auswahlgespräche, Kenntnis- und Studierfähigkeitstests ein individuelles Feedback erhalten. Für das Projekt erhalten die drei Hochschulen 840.000 Euro vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Die Projektleitung liegt bei der Universität Stuttgart. Die neuen Verfahren sollen erstmals im Wintersemester 2020/21 in ausgewählten Pilotstudiengängen zum Einsatz kommen.
Angebote zur Berufs- und Studienorientierung sind bereits in vielfältiger Form digital verfügbar und werden von den Studieninteressierten genutzt. Diese leisten sehr gute Dienste bei der Suche nach einem der Neigung entsprechenden Studiengang. Doch sie reichen oftmals nicht aus, um den Studierenden die Eignungsvoraussetzungen der einzelnen Studiengänge deutlich vor Augen zu führen. Darüber hinaus verweisen die Fachbereiche auf die zunehmende Heterogenität der fachlichen Eingangsvoraussetzungen der Studierenden. Diese verfügen oft nicht im ausreichenden Maße über die für das Studium erforderlichen fachlichen Grundkenntnisse oder haben falsche Erwartungen an ihr Fach, beides führt häufig zum Abbruch des Studiums. Die Ergebnisse von Kenntnis- und Studierfähigkeitstest sowie Auswahlgespräche ermöglichen es, Studierenden künftig ein individuelles und differenziertes Feedback zu geben. Falls notwendig, erhalten sie konkrete Empfehlungen für studienbegleitende, unterstützende Maßnahmen. Diese sollen ab dem ersten Studiensemester greifen, nicht erst nach dem Versagen in der ersten Klausur.
Fakultäten und Fachbereiche können mit dem neuen Studienwahl-Orientierungsverfahren insbesondere in den NC-freien Studiengängen frühzeitig an der Bewerbung, Beratung, Orientierung und systematischen Auswahl ihrer künftigen Studierenden beteiligt werden. Geplant ist eine enge Verzahnung des Verfahrens mit den bereits an allen drei Standorten erfolgreich etablierten Strukturmodellen in der Studieneingangsphase (MINT-Kolleg Baden-Württemberg in Stuttgart und Karlsruhe, PASST! In Ulm).
Kenntnistests
Anhand von Kenntnistests soll einschlägiges Wissen als Studienvoraussetzung überprüft werden. Ein erster freiwilliger Mathematiktest wurde bereits zu Beginn des Wintersemesters 2018/19 in ausgewählten Studiengängen der drei Hochschulen durchgeführt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler möchten ein Diagnose-Element entwickeln, das eine frühzeitige Rückmeldung an die Studierenden ermöglicht. Die Teilprojektleitung übernimmt die Universität Stuttgart unter Beteiligung des Instituts für Analysis, Dynamik und Modellierung.
Studierfähigkeitstests
In diesem Teilprojekt soll die Ermittlung von studiengangrelevanten Kompetenzen und die Auswahl und Gestaltung von Studierfähigkeitstests im Fokus stehen. In einem weiteren Projektteil sollen mit vorliegenden Instrumenten Zusammenhänge zwischen Studierfähigkeitstests und Studienleistungen ermittelt werden. Die Teilprojektleitung Studierfähigkeitstests liegt bei der Universität Ulm.
Auswahlgespräche
Am KIT bestehen bereits seit mehreren Jahren Erfahrungen mit Auswahlgesprächen. Diese erfahren hier durchgängig hohe Akzeptanz sowohl von Seiten der Studienbewerberinnen und Studienbewerber als auch von Seiten der Lehrenden. Zur breiteren Etablierung von qualitätsgesicherten Auswahlgesprächen sollen Richtlinien und Schulungsmaterialien entwickelt werden. Die Teilprojektleitung für den Bereich Auswahlgespräche (Assessment Center) wird vom KIT übernommen.
Jacqueline Gehrke
Redakteurin Wissenschaftskommunikation