Campusführer Stuttgart-Mitte

 

Objekt A:

Kollegiengebäude K IV

 

 

Bei dem in der Geschwister-Scholl-Straße 24a-d gelegenen Gebäude handelt es sich um ein ehemaliges Siemens-Gebäude.


Abb. 1: Siemens-Schuckert-Logo

Bauherr war die Siemens-Schuckert-Werke GmbH. Zu dieser Zeit gliederte sich Siemens in zwei große Abteilungen. Einmal die Siemens- Schuckert-Werke GmbH, die vor allem für die Entwicklungen in der Starkstromtechnik und der elektrischen Anlagentechnik verantwortlich war, zum zweiten die Siemens & Halske AG, die sich mit Schwachstrom- und Nachrichtentechnik beschäftigte.

An diesem großen Gebäudekomplex waren, wie man auch von außen schon erahnen kann, mehrere Architekten beteiligt. Es ist offensichtlich, dass dieser Komplex in mehreren Bauphasen entstanden ist. Es kann daher auch von drei Gebäuden gesprochen werden: dem Haus B, C und D.


Abb. 2: Piktogramm des gesamten Kollegiengebäudes K IV


Abb. 3: Grundriss 1952

Die ersten Pläne wurden vom Architekten W. Thermann gemacht. Sie stammen aus dem Jahr 1953 und sind alle von Hand gezeichnet. Er hat die Häuser B und C entworfen. Die Bauphase dieser Gebäude begann um 1952 und endete ca. 1956.

In den Jahren 1961 bis 1964 sind Pläne von Kurt Maenecke (1896-1990) aus München angefertigt worden. Er hat das angrenzende Gebäude D entworfen. Ihn als Architekten zu wählen, war naheliegend, da Siemens in München seinen Hauptsitz hat.


Abb. 4: Grundriss 1997

Weitere Pläne stammen aus dem Jahr 1996. Hier wurde das Büro Freie Architekten & Ingenieure Marohn BDA hinzugezogen. Dieses Büro hat hauptsächlich die Innenraumgestaltung in den schon bestehenden Gebäuden dahingehend bearbeitet, dass die Räume für die universitären Einrichtungen gut nutzbar sind.

Der Gebäudekomplex, der sich in der Nähe des Hauptbahnhofs befindet, wurde von Siemens als Büro- und Repräsentanz-Gebäude genutzt. Die Anmietung der Gebäude gelang auf Wunsch von Joachim Schwarze, der zu dieser Zeit Kanzler der Universität Stuttgart war. Ende 1995 wurden die Mietvereinbarungen zwischen Siemens und der Universität getroffen. Es waren kleinere Umbauarbeiten nötig, um geeignete Raumunterteilungen zu erzielen und ergänzende sanitäre Anlagen einzubauen. Das alles geschah, um die Gebäude an die Nutzungen der Universität anzupassen. Die Umbauarbeiten dauerten von April bis August 2000. Ein von Joachim Schwarze genannter Grund, das ehemalige Siemensgebäude anzumieten war, dass dadurch 12 andere Mietobjekte frei wurden, die die Universität über die ganze Stadt verteilt angemietet hatte. Dieser Grund erscheint etwas vage, da die Mietkosten der Siemensgebäude enorm hoch sind und man eigentlich vorhatte, Mietkosten zu sparen. Auch heute spielt man mit dem Gedanken, den Siemens-Komplex von der Universität wieder abzustoßen.


Abb. 5: Piktogramm

Der ganze Gebäudekomplex ist in drei Bauteile gegliedert: Haus B, das in Richtung Geschwister-Scholl-Straße ausgerichtet ist, Haus C, das sich zur Keplerstraße orientiert und Haus D, das an die Kriegsbergstraße grenzt.

Haus B wurde im Jahr 1955 gebaut. Hier wurde mit Großraumstrukturen geplant, die eine Büronutzung ermöglichen. Heute befinden sich im Haus B Arbeitsplätze für Studenten des Studiengangs Architektur und Stadtplanung. In diesem Haus gab es nur kleinere Umbau- und Ergänzungsmaßnahmen zu vollziehen, um es den Nutzungsansprüchen der Universität anzupassen.

Im nächsten Abschnitt wurde Haus C gebaut und 1956 fertiggestellt. Heute sind sowohl Großraum- als auch Einzelbüros im Gebäude untergebracht. Teile der Verwaltung der Universität Stuttgart haben hier ihren Sitz. Neue Büroräume wurden vor allem durch Trockenbauarbeiten geschaffen. Ansonsten waren hier nur Änderungen der Beleuchtung vorzunehmen.

Haus D ist das letzte der drei aneinandergebauten Gebäude. Es wurde 1968 bis 1974 in zwei Bauabschnitten errichtet. Hier befinden sich überwiegend Großraumstrukturen. Heute wird dieser Gebäudetrakt hauptsächlich von Instituten genutzt. Einzelbüros wurden in die Großraumbüros eingebaut.


Abb. 6&7: Erweiterungs-Modelle 1960/1


Abb. 8: Zustand der Erweiterung heute

Im gesamten Komplex stehen 612 Arbeitsplätze zur Verfügung. Davon sind im Haus B 337 als studentische Arbeitsplätze ausgewiesen, die von Architekturstudenten genutzt werden. In den drei Häusern B, C, D sind insgesamt 190 Arbeitsplätze für Angestellte der Universität eingerichtet.

Da sich die Gebäude im Zentrum der Innenstadt befinden, war es wichtig, gerade für die Angestellten der Universität eine ausreichende Anzahl von Parkplätzen zur Verfügung zu stellen. Diese sind zur Genüge vorhanden. Es kann im kleineren Innenhofbereich, auf dem Vorhof oder in der Tiefgarage geparkt werden.

Das Kollegiengebäudes K IV wird vor allem von der Fakultät 1, Architektur und Stadtplanung genutzt. Die Fakultät bietet Arbeitsplätze für Studenten sowie das casino IT, das vor allem auch von den Architektur Studenten genutzt wird. Das casino IT ist eine Einrichtung, die den Studierenden ermöglicht, sich auch in der Universität mit Anwendungsprogrammen auseinanderzusetzen bzw. frei an Computern zu arbeiten. Dafür stehen über 100 Arbeitsplätze bereit. Auch Lehrveranstaltungen können im casino IT stattfinden, vor allem solche, die den Studenten neue Programme näher bringen. Unter anderem gehört ein Plotservice und ein Laborbereich dazu. Im Laborbereich können virtuelle Räume geschaffen werden.

Auch die Fakultät 6, Luft- & Raumfahrttechnik und Geodäsie (GIS/IAGB/IFB) hat hier Institutseinrichtungen untergebracht, ebenso die Fakultät 10, Wirtschafts-& Sozialwissenschaften (BWT).

Zentrale Universitätseinrichtungen wie z.B. die Gleichstellungsbeauftragte sowie das Universitätsarchiv, das von Herrn Dr. Norbert Becker geführt wird, sind hier unter anderen untergebracht. Das Universitätsarchiv der Universität Stuttgart stellt Unterlagen zur Verfügung, die die Universitätsgebäude und die Universität im Allgemeinen betreffen. Es finden sich Akten zur gesamten Geschichte der Universität. Selbst über die einzelnen Institute und Mitarbeiter, die die Uni beherbergt, lassen sich Unterlagen finden. Vor allem ist es für die Forschung und Lehre gedacht, da es ein öffentliches Archiv ist und es selbst Studenten ermöglicht, zu recherchieren.

Die ebenfalls im K IV untergebrachte Stabsstelle der Zentralen Verwaltung, die sich vor allem um internationale Angelegenheiten kümmert, ist u.a. dafür da, den Weg der Studierenden ins Ausland zu ebnen. Es handelt sich um eine Beratungsstelle sowohl für Studierende aus dem Ausland wie auch für solche, die im Ausland studieren möchten. Ein interkultureller Unterricht wird angeboten, der den ausländischen Studenten Deutsch als Fremdsprache nahebringen möchte und sie unterstützen möchte, um den Auslandsaufenthalt so angenehm wie möglich gestalten zu können.

Die zentrale Studienberatung bietet Schülern und Schülerinnen die Möglichkeit, sich über die einzelnen Studienfächer zu informieren und über die Studienwahl beraten zu werden. Sie unterstützt Studienanfänger beim Einstieg ins Studium und gibt Hilfestellungen, um das Studium erfolgreich umzusetzen und es zu einem guten Abschluss zu bringen.

Die Einrichtung Alumnius bietet vor allem Hochschulabgängern die Möglichkeit, in Kontakt mit der Hochschule zu bleiben.

Im zeitlichem Vergleich zwischen einer heutigen Aufnahme (Abb. 9) und einer historischen kurz nach Fertigstellung des Baues (Abb. 10) zeigt sich kaum einen Unterschied außer dem inzwischen entfernten Firmenzeichen an der Westfassade.


Abb. 9&10 - Siemensgebäude heute bzw. 1956

Im Außenbereich sind keine großen baulichen Veränderungen zu erkennen. Selbst die Fassaden der Gebäude wirken im Vergleich mit alten Aufnahmen des Gebäudes unverändert. Selbst im Eingangsbereich kann man keinen Unterschied feststellen. Es sind die gleichen Wandfarben, die gleichen Ornamente. Das einzige, das nach Veränderung aussieht, ist die Eingangstür selbst. Die großen Unterschiede liegen in den Grundrissen, da die gesamten Großraumstrukturen in kleinere Zellen unterteilt worden sind, um den Anforderungen der Universitätseinrichtungen gerecht zu werden.


Abb. 11&12 - Siemens - Empfangshalle heute bzw. 1956

Die Rolle des Kollegiengebäudes K IV ist wichtig. Es ist Anlaufstelle für viele Studenten mit Fragen, auf die sie eine Antwort haben möchten, die sie oft genau in diesem Gebäude bekommen können. Vorteilhaft am Kollegiengebäude K IV ist, dass alles unter ein Dach passt und es zentral liegt. Dadurch, dass so viele Einrichtungen der Universität im Kollegiengebäude K IV untergebracht sind, darunter ja auch die umfangreichen Bestände des Universitätsarchives im Keller des KIV, ist es meiner Meinung nach schwer, den Komplex abzustoßen, da für alle Ersatz-Unterbringung gefunden werden müsste.

 

Quellenverzeichnis

Archivalien:
Universitätsarchiv Stuttgart Stadtmitte,
Diverse Planunterlagen,
Archiv des Universitätsbauamtes Stuttgart und Hohenheim in Vaihingen,
Baurechtsamt der Stadt Stuttgart

Webpages:
http://www.casino.uni-stuttgart.de/ (Zugriff 23.08.2010)
http://www.uni-stuttgart.de/archiv/
http://www.uni-stuttgart.de/studieren/service/zsb/vorstellung/index.html

Publizierte Quellen:
Feldenkirchen, Wilfried: Siemens: Von der Werkstatt zum Weltunternehmen. München (u.a.): Piper, 1997

Abbildungsnachweis:
Abb. 1 - Wikipedia
Abb. 2 - Eigene Aufnahme
Abb. 3 - Siemens AG
Abb. 4 - Universitätsbauamt Vaihingen
Abb. 5 - Eigene Aufnahme
Abb. 6 - Siemens AG
Abb. 7 - Siemens AG
Abb. 8 - Eigene Aufnahme
Abb. 9 - Eigene Aufnahme
Abb. 10 - Siemens AG
Abb. 11 - Eigene Aufnahme
Abb. 12 - Siemens AG

Autorin:
Catharina Kircheis (Studentin der Architektur)