Objekt O: Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstechnik (IFK)

 

Institut für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen (IVD)

Textfeld: Rudolf Quack (1909-2001)
1909 geb. in Neuhof bei Hamburg
1927–31 Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule München 
1931–33 Ergänzungsstudium der Elektrotechnik
1933 Promotion mit der Arbeit über  „Einfluss der Bauart auf den Wasserumlauf in Schrägrohrkesseln“
1934–45 Tätigkeit als Betriebsingenieur bei der I.G. Farbenindustrie AG
1945–47 Forschungstätigkeit am Süchtig Institut der Bergakademie Clausthal
1947–49 Stellvertretender Leiter der Energieanlagen der Chemischen Werke Hüls AG
1949–51 Berater der Kungl. Valtenfalls Styrelsen für eine Erweiterung des Dampfkraftwerkes Västeras in Schweden
1953 Ruf an die Technische Hochschule Stuttgart/ übernahme des Lehrstuhls „Kolbenmaschinen und Dampfkessel“
1958 Umbenennung seines Institutes in „Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen“
bis 1978 Leiter des IVD 
1959–78 Leiter des Heizkraftwerkes  
2001 gestorben in Stuttgart.
1953 folgte Rudolf Quack dem Ruf an die damalige Technische Hochschule Stuttgart. Rudolf Quack übernahm den Lehrstuhl für „Kolbenmaschinen und Dampfkessel“ in der Fakultät Maschinenwesen. Da man weder Räume noch Versuchsmöglichkeiten hatte, ließ man sich in der Keplerstraße 10 nieder. Später wurde das Institut in die Holzgartenstraße 15a verlagert. Im Jahre 1958 entschied sich Prof. Quack für eine Umbenennung seines Institutes in „Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen“. Da man das Lehrgebiet „Kolbenmaschinen“ ein Jahr zuvor an Prof. Jehlicka abgegeben hatte, empfand Prof. Quack die Umbenennung als sinnvoll. Zu diesem Zeitpunkt engagierte sich Prof. Quack nicht nur für sein Institut, sondern war schon an der Planung des Heizkraftwerkes in Vaihingen beteiligt, welches auf seine Initiative hin gebaut wurde. Schon früh erkannte er die Möglichkeit, das Heizkraftwerk nicht nur für die Energieversorgung des Universitätsbereiches Vaihingen mit Strom und Fernwärme zu nutzen, sondern auch für die Forschung und die Lehre.  Professor Quack unterteilte das Institut in die Abteilungen Reinhaltung der Luft, Regelungstechnik, Feuerungstechnik, Dampferzeugertechnik sowie Stromerzeugung und Automatisierungstechnik. So schrieb Bernhard Pfau: „Er war, wie es sich im Laufe der Entwicklung der Universität Stuttgart zeigte, damit seiner Zeit voraus, sollte aus diesen Arbeitsgebieten mehrere neue Institute, Studienrichtungen, Hauptfächer und sogar eine Fakultät Verfahrenstechnik hervorgehen“.[1]

Textfeld: Abbildung 1: Prof. Rudolf Quack vor der IVD Baracke. Im Hintergrund sieht man das Heizkraftwerk.

In den 1970er-Jahren beschäftigte das Institut 50 Mitarbeiter und verteilte sich auf fünf Stellen (in der Keplerstraße (KII), Böblingerstraße 72 („Benger-Bau“), Seidenstraße 50, Holzgartenstraße 15a und das HKW (im Pfaffenwaldring 8). Diese Aufteilung des Instituts war nicht optimal und man engagierte sich für einen Standort, der möglichst in der Nähe des Heizkraftwerks sein sollte. Es wurde zwar ein Betriebsgebäude geplant, diese Pläne wurden jedoch zu Gunsten des Luftfahrtgebäudes LIII verworfen. Um in der Nähe des Heizkraftwerkes zu sein und das Institut zu vereinen, zog man 1971 in ein Holzbarackenprovisorium des LIII ein. In der Holzbaracke befanden sich bis zu der Fertigstellung des LIII-Gebäudes zwei Institute (Institut für Kernenergetik und Energiesysteme und das Institut für Thermodynamik der Luft- und Raumfahrt).

1978 wurde Prof. Richard Dolezal als Institutsleiter und zum Nachfolger von Prof. Rudolf Quack ernannt. Unter seine Amtszeit fiel die zweite Erweiterung des Heizkraftwerkes, die aus Umweltschutzgründen und durch ansteigenden Energiebedarf notwendig wurde. Ferner wurde die Feuerung von schwerem Heizöl auf Gas umgestellt. Von 1992 bis 2004 leitete Prof. Klaus R.G. Hein das Institut und das Heizkraftwerk. Unter seiner Führung wurden weitere Versuchs– und Technikumsanlagen zur Untersuchung feuerungs­technischer und umweltrelevanter Fragestellungen aufgebaut. Prof. Hein konnte kurz vor seiner Emeritierung das 2004 fertig gestellte Institutsgebäude einweihen. Seit Oktober 2004 leitet Prof. Günter Scheffknecht das Institut. Die Fortführung der Forschungsaktivitäten und die Erweiterung der Technologien zur CO2–Abtrennung sowie die Errichtung neuer Studiengänge ist das ausgesprochene Ziel des Institutes. Im Jahr 2009 wurde das Institut in Institut für Feuerungs– und Kraftwerkstechnik umbenannt und damit die Ausrichtung des Instituts weiter präzisiert.  

 

30 Jahre Holzbarackenprovisorium

Die Holzbaracke wurde 1961 gebaut und diente als Zwischenlösung bis zur Fertigstellung des LIII-Gebäudes für das neugegründete Institut für Thermodynamik der Luft- und Raumfahrt (Prof. Bosnjakovic). Die einstöckige Holzbaracke war ca. 73 m lang und ca. 13 m breit und befand sich im nördlichen Pfaffenwald, westlich vom Heizkraftwerk. Bauherr war das Land Baden-Württemberg und das Universitätsbauamt Stuttgart, welches auch für die Architektur verantwortlich zeichnete. Die Baukosten beliefen sich auf ca. 114.000 DM. 1965 wurde die Holzbaracke erweitert, indem man eine weitere Baracke baute, die sich südlich befand und durch einen Verbindungsgang erreichbar war. Die erweiterte Baracke war ca. 32 m lang und war genauso breit wie die nördliche. Da sich das Institut für Kernenergetik und Energiesysteme (Prof. Höcker) in der Zwischenzeit einquartiert hatte, benötigte man noch mehr Platz und so wurde 1967 ein letztes Mal erweitert. So wurde die Baracke noch um ca. 15 m verlängert. Für die komplette Erweiterung wurde die Firma Wilh. Nusser Holzbau aus Winnenden beauftragt und eine neue Zusatzfläche von 444 m2 erreicht. Der Kostenpunkt der Erweiterung lag bei ca. 190.000 DM.

Abbildung 2: 1961 Fundamentierung der Holzbaracke


 

Abbildung 3: Fertiggestellte Holzbaracke. Im Hintergrund sieht man die Maschinenhalle des Heizkraftwerkes.

 

Abbildung 4: Skizze der Holzbaracke nach der Erweiterung 1967 (aus dem Archiv des Universitätsbauamts Stuttgart)

Abbildung 5: Die Holzbaracke in den 1990er-Jahren. Im Hintergrund befindet sich das Heizkraftwerk.


Textfeld: Abbildung 6: Abriss der nördlichen Holzbaracke, nach der Fertigstellung des IVD 1 Gebäudes
Nachdem das Luftfahrtgebäude LIII 1969 fertiggestellt wurde, konnten das
Institut für Thermodynamik der Luft und Raumfahrt und das Institut für Kernenergetik ihr neues Gebäude beziehen. Daraufhin entschloss sich das Institut für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen (IVD), die Räumlichkeiten der Baracke zu nutzen und bezog sie 1971. Vor allem die Nähe zum Heizkraftwerk und die bisherige Aufteilung des Institutes waren die Beweggründe für den Umzug nach Vaihingen. Keiner konnte damals ahnen, dass die Baracke für die nächsten 30 Jahre das Zuhause des IVD bleiben sollte. Unzählige Anträge, Briefe, Besprechungen, Bauplanungen sowie Besuche in der Baracke von Kanzlern, Ministern, Dekanen und Pressevertretern hatten nichts genützt, das Holzbarackenprovisorium durch ein adäquates Betriebsgebäude zu ersetzen. Nicht nur die räumliche Situation, die dort beengt und unbefriedigend für Mitarbeiter und Studenten war, sondern auch der desolate Zustand der Baracke war ein Problem für die wissenschaftliche Arbeit. Ein poröses, undichtes Dach und unebene Böden, die wichtige Messergebnisse zunichte machten, sind nur einige Schwierigkeiten, die man bewältigen musste. Als Grund wurde immer wieder das fehlende Geld angegeben. Erst als man beweisen konnte, dass das Dach Asbest-verseucht war, tat sich etwas in Richtung Neubau. Der Leiter des Universitätsbauamtes Herr Held fand nach vielen Anläufen und Anträgen eine Möglichkeit einen Ersatzbau, ebenfalls aus Holz, zu finanzieren, um den für das architektonische Erscheinungsbild der Universität in Vaihingen ungünstigen Zustand zu beenden. So wurde nach 30 Jahren Provisorium am 22.10.1998 das gestellte Baugesuch für ein neues IVD-Gebäude endlich vom Finanzministerium genehmigt.


Textfeld: Abbildung 7: Ein Büro in der Baracke, in das es herein regnet

Das neue IVD-Gebäude

Die Bauarbeiten für das neue Gebäude des Instituts für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen begannen im Februar 1999 und das neue Gebäude konnte im August 2000 bezogen werden. Bauherr war das Universitätsbauamt Stuttgart und Hohenheim. Die Architektur übernahm Frau Wehner (Universitätsbauamt). Den Bauauftrag erhielt die Firma Muny GmbH aus Kornwestheim. Die Kosten des Ersatzbaus betrugen 2 850 000 DM. Der Neubau (IVD 1) wurde südlich der Baracke gebaut und sollte den nördlichen Teil der Baracke aufnehmen.


Textfeld: Abbildung 8: Bauarbeiter beim Abriss des asbestverseuchten Daches.
Dieser nördliche Gebäudeteil wurde nach dem Umzug des Instituts in den Neubau abgerissen und mit Rasen versehen. Ein Steg wurde als eine Verbindung zwischen dem Neubau und der südlichen Baracke genutzt. Mit dem Neubau erreichte man eine Nutzfläche von 805,22 m2, so wurden 142 m2 an Hauptnutzfläche neugeschaffen. Die Abrissarbeiten umfassten besondere Maßnahmen, da das Dach Asbestspuren enthielt.


Textfeld: Abbildung 9: Das IVD 1 Gebäude nach dem Abriss der nördlichen Holzbaracke.
Konstruktion


Textfeld: Abbildung 10: Flur des IVD 1
Die Baukonstruktion des Neubaus ist eine zweigeschossige Holztafel–Fertigbauweise auf einer Betonplatte. Die Betonplatte ist nur im Eingangsbereich des Neubaus unterkellert. Das Untergeschoss wurde in Stahlbeton ausgeführt und dient den technischen Installationen als Anschlussraum. Die Fundamentierung erfolgte durch Streifenfundamente. Die restliche Betonplatte wurde als Bodenplatte auf Streifenfundamenten in Ortbeton ausgeführt. Die Außenwände wurden aus insgesamt 10 Holztafeln von 12,10 m x 2,75 m Größe auf diese Betonplatte aufgesetzt. Die Decke bildet eine Holzbrettstapeldecke, auf die wiederum 10 Holztafeln des Obergeschosses als Außenwand montiert wurden.
Das Dach ist eine Holzbalkenkonstruktion mit dazwischenliegender Wärmedämmung, es wurde als Flachdach ausgeführt. Eine Douglasien-Holzschalung bildet die Außenhaut der Außenwände. Die Fenster sind ebenfalls aus Holz. Die Räume des Neubaus wurden längs eines innenliegenden Flures angeordnet. Die Innenwände wurden wie die Außenwände als Holzfertigteilwände ausgekleidet und mit Wärmedämmung ausgestattet. Die WCs sowie die Wasch– und Umkleideräume wurden mit wasserabweisenden Bodenbelägen ausgelegt. Im Erdgeschoß befinden sich alle publikums­intensiven Bereiche wie der Seminarraum, der Sozialraum, die Labore sowie einige Büros. So ist das Erreichen der Seminarräume, Büros und Labore auch für behinderte Studenten und Mitarbeiter sichergestellt.

Das IVD 2

Um für die andere Hälfte der IVD-Mitarbeiter einen angemessenen Arbeitsplatz zu schaffen, wurde das IVD 2-Gebäude gebaut. Der Ersatzbau 2 sollte die zweite baufällige Baracke ersetzen und dem IVD auch nach außen ein Erscheinungsbild verleihen, das dem hohen Niveau der dort praktizierten Forschung entspricht. Den Zuschlag für den Rohbau des Projektes IVD 2 bekam die Firma Gottlob Stäbler GmbH + Co. KG aus Weil der Stadt, die Firma Merkle GmbH aus Bissingen/Teck übernahm den Holzbau. Die Bauarbeiten gingen von Juli 2002 bis März 2004. Die Baukosten beliefen sich auf 4.990.000 DM, wobei man eine Hauptnutzfläche von 1169 m2 erreichte. Das Baugrundstück für die Institutserweiterung liegt im Norden der Universität Stuttgart–Vaihingen zwischen Heizkraftwerk und Luftfahrt 2, direkt südlich des IVD 1.

Abbildung 11: Das Institutsgebäude heute

 

Konstruktion

Der Baukörper des Ersatzbaus IVD 2 ist, um ein einheitliches Erscheinungsbild des IVD zu bewahren eine weitgehende Replik des zweigeschossigen Ersatzbaus IVD 1. Der Bau wurde vom Architekten des Universitätsbauamtes Herrn Vielhauer betreut. Konstruktion, Bauwerksgeometrie sowie Geschosshöhe wurden übernommen. Die Anbindung des zweiten an den ersten Bauabschnitt wurde durch im Osten und Westen gelegene Verbindungen realisiert, in der sich auch die Treppen befinden. Die technische Versorgung erfolgt durch Anbindung an die Technikzentrale des IVD 1. Die beiden Baukörper umschließen einen ca. 8 m breiten und 41 m langen Innenhof und werden durch einen unterirdischen Gang miteinander verbunden. Von August 2008 bis Juli 2009 wurde ein außenliegender Sonnenschutz angebaut, welcher sich vollautomatisch als auch manuell bedienen lässt. Die Anlage soll bei hohen Außentemperaturen für Abkühlung durch Beschattung sorgen. Architektonisch gesehen stellt der Holzbau einerseits den Bezug zu der ursprünglichen Holzbaracke dar, anderseits verkörpert er modernes, technisches, ökonomisches sowie ökologisches Bauen und soll eine Identifizierung des Instituts darstellen.

Textfeld:

Abbildung 12: Westliche Ansicht des Institutsgebäudes  (Archiv des Universitätsbauamtes Stuttgart und Hohenheim)

 

Textfeld:

Abbildung 13: Innenhof des Instituts

 

Internet-Seiten:

http://www.ifk.uni-stuttgart.de/institut/entwicklung.html



Abbildung 14:  Verbindungsbereich von IVD 1 und IVD 2

 


WJ644-8 Modell Fahrzeughalle  30 breit 300 dpi.jpg
Abbildung 15: Entwurf des Technikumsgebäudes mit Lagerhalle (gegenwärtig im Bau). Foto: Wolfram Janzer.

 

Danksagung:

Beim IFK standen mir apl. Prof. PD Dr.-Ing. Uwe Schnell und der ehemalige Mitarbeiter des Instituts Bernhard Pfau zur Seite und haben mir sehr interessiert Fragen beantwortet. Mit Prof. Uwe Schnell habe ich eine Begehung des Instituts machen dürfen. Alle Vorgenannten stellten mir auch einige Fotos zur Verfügung.

 

Literatur:

Pfau, Bernhard: Ein interdisziplinärer Hochschullehrer in Stuttgart – Rudolf Quack, in: Die Universität Stuttgart nach 1945, hrsg. v. Nobert Becker und Franz Quarthal, Stuttgart 2004, S. 269

 

 

Quellen:

Universitätsarchiv Stuttgart Stadtmitte

Archiv des Universitätsbauamtes Stuttgart und Hohenheim in Vaihingen

Photographie von Wolfram Janzer (Abb.15)

Photographien des Autors aus dem Jahr 2012

 

 

Autor:

Amer Kalender, BA-Student der GNT



[1] Pfau, Bernhard: Ein interdisziplinärer Hochschullehrer in Stuttgart – Rudolf Quack

In „Die Universität Stuttgart nach 1945“  Geschichte-Entwicklung-Persönlichkeiten

Herausgeber N. Becker, F. Quarthal, Universität Stuttgart, Thorbecke Verlag, 2004, S. 269