Objekt U: WAREM

Auf den ersten Blick wirkt das Gebäude Pfaffenwaldring 7a wie ein Bau, der mit seiner Umgebung zu verschmelzen scheint. Die natürlichen Farben des beim Bau verwendeten Holzes sowie die grüne Farbe des verwendeten Lacks harmonisieren sehr schön miteinander. Dass es sich hier tatsächlich um einen Container handelt, der anfangs nur als Provisorium vorgesehen war, erkennt man erst bei näherem Herantreten an das Gebäude.

Im Laufe der letzten Jahre haben die unterschiedlichsten Institute hier ihren Platz gefunden, während neue Gebäude für sie entstanden. So war in diesem „Haus“ beispielsweise auch die SimTech Zentrale untergebracht, bis das neue SimTech Gebäude (Station T) errichtet war.A description...

Abb. 1: Blick auf die Rückseite des Containerbaus.

Allgemeines

Ende der 80er Jahre wurde die Raumnot an der Universität Stuttgart immer größer. Auf dem  Campus Vaihingen wie auch auf dem Campus Stadtmitte mussten dringend neue Räumlichkeiten geschaffen werden um die wachsende Anzahl der Studenten unterzubringen. Um schnellstmöglich dieses Problem zu lösen, entschloss man sich für die Containerbauweise, die innerhalb kürzester Zeit aufgestellt werden können. Eines der neuen Gebäude sollte direkt gegenüber dem Pfaffenwaldring 7 aufgestellt und mit der Bezeichnung Pfaffenwaldring 7a gekennzeichnet werden.  Der Nutznießer des Containers war das Institut der Anwendung der Geodäsie im Bauwesen. Da man schon bei vorhergehenden Projekten mit der Firma mobil-bau zusammengearbeitet hatte, entschied man sich, diese Kooperation auch bei dem neuen Gebäude zu nutzen.

Bei ersten Gesprächen zwischen dem Universitätsbauamt und der Firma mobil-bau stellt man allerdings fest, dass die Preise die bei den vorhergehenden Aufträgen gezahlt wurden, bei diesem Auftrag um fast zwei Millionen teurer waren. Durch Verhandlungen zwischen den beiden Parteien konnte der Preis aber letztendlich um fast eine Million gedrückt werden, so dass dann ein endgültiger Preis von 2 576 260. 92 DM zustande kam. Zusätzlich war im Vertrag eine Klausel enthalten, die es der Universität erlaubte, das Gebäude in einem Mietkaufvertrag käuflich zu erwerben. Die Mietkaufrate betrug 34.802 DM monatlich, so dass die Gebäude nach ca. 6 Jahren in den Besitz der Universität Stuttgart übergingen. Dieser Preisnachlass konnte allerdings nur erzielt werden, da das Universitätsbauamt den Bau des Fundaments sowie den Ausbau der Container übernahm. Einzig die Sanitär und Elektroinstallationen wurden von mobil-bau übernommen.

Die Bauzeit begann im Juni 1990 und bereits am 07 August 1990 konnte das Institut seine neuen Räumlichkeiten beziehen. Wie knapp hier kalkuliert wurde, sieht man daran, dass  die bisherigen Räumlichkeiten des Instituts bzw. das Haus in dem sie sich befanden, bereits am 13. August 1990 abgerissen wurde.

Konzept-Planung

Noch vor den ersten Kontakten mit der Firma mobil-bau hatte sich das Institut für Geodäsie im Bauwesen genau überlegt, welche Anforderungen ihr neues „Haus“ erfüllen musste. Besonders viel Wert wurde dabei auf die späteren Räume der Labore gelegt. Hier mussten die verschiedensten Anforderungen beim Bau berücksichtigt werden wie zum Beispiel, dass im geodätisch-physikalischen Messlabor 36 Stunden lang eine konstante Temperatur gehalten werden kann, man aber trotzdem noch die Fenster öffnen konnte. Die Anforderungen gingen sogar soweit, dass sogar die Verbindungstür erwähnt wird, die zwischen dem Leiter des Instituts und seinem Sekretariat eingebaut werden sollte.

Baustruktur

Das Gebäude selbst besteht aus drei gegeneinander versetzt angeordneten Gebäudetrakten, die untereinander mit Zwischenbauteilen verbunden sind. Jedes der drei Gebäude ist zweigeschossig ausgeführt und besteht in jedem der Geschosse aus fünf nebeneinander und zwei hintereinander angeordneten Raumelementen. Die einzelnen Elemente bestehen aus einem räumlichen Rahmensystem das aus Stahlprofilen hergestellt wird. Die Breite der Elemente beträgt ca. 2,4 m, die Höhe ca. 2,5 m bzw. 2,8 m, die Länge 6 m bzw. 7,9 m. Die Zwischenbauteile bestehen aus Stahlträgerrosten, die in der Draufsicht ein Dreieck mit den Seitenlängen von ca. 9m, 4,6m und 7,7m bilden. Das Fundament ist ein Streifenfundament auf das Stahlplatten angebracht wurden auf die wiederum Stahlrohrstützen geschweißt sind. Die Raumelemente und die Zwischenbauteile, die fertig zur Baustelle geliefert wurden, sind auf die Stützen gestellt und durch Verschraubungen miteinander und mit den Stahlstützen verbunden.

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Abb. 2:  Die Verbindung des Containers mit dem Fundament, durch die Stützen

Die Außenwände bestehen aus einer von einem Holzrahmen umrandeten Isolation, auf die Spanplatten geschraubt sind. Darauf ist eine Holzlattung angebracht, die die äußerste Schicht hält. Diese besteht aus horizontalen Sinuswellen geformten guttagliss PVC Elementen, sie sind farblos, so dass die Spanholzplatte  und die Holzlattung gut zu erkennen sind und man den Eindruck bekommt, das Gebäude bestehe aus Holz.

Die Raumzellen selbst bestehen aus einem geschweißten Stahlrahmenskelett, das zweistöckig angewendet wird. Die Innenwände sind zusätzlich zur Außendämmung aus Steinwolle noch mithilfe von 50 mm Mineralwolle gedämmt. Alle Räume werden mit stationären Heizflächen ausgestattet. Die Räume im Erdgeschoss sind wie auf Wunsch des Instituts für Geodäsie mit einem  Labor und einem Rechnerraum ausgestattet, die mit je einem luftgekühlten Wandgerät ausgestattet sind, damit eine Temperaturkonstante von ca. 23 +- 2 Grad erreicht werden kann.

Die Trinkwasserversorgung des Containerbaus erfolgt vom bestehenden Versorgungsnetz der Universität über einen Anschluss im Technikraum. Warmwasser ist nur in der Teeküche installiert durch einen Elektrowarmwasserspeicher. Weitere Räume sind Büroräume, Seminarräume ein Sanitärtrakt und ein Fotolabor sowie Besprechungsräumen und einer Bibliothek.

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Abb. 3:  Blick auf zwei der  Containergebäude.

Die Decke besteht aus verziertem Trapez Stahlblech, welches ebenfalls ausdrücklich vom Institut gewünscht war. Alle Türen wurden weiß lackiert ,die Stahlrahmen hingegen in grün. Insgesamt wurde versucht, die Farbgestaltung aus den Farben Grün, Silber, Weiß, Schwarz und Holzfarben bei allen Elementen zu verwenden und so eine harmonische Atmosphäre zu schaffen.

Insgesamt hat man hier eine Nutzfläche von 989 qm.

Das Gebäude heute

Wie anfangs erwähnt wirkt das Gebäude sehr harmonisch in seiner Umgebung. Wenn man sich allerdings etwas nähert, sieht man schnell die Anzeichen von Abnutzung und Zerfall. Während der Planung äußerte das Universitätsbauamt Bedenken gegenüber der Holzfassade: man hatte Angst, dass diese sich sehr schnell gräulich färbt oder sich beispielsweise Wasserspuren durch Regen in das Holz einarbeiten. Mit dieser Sorge sollten sie Recht behalten, denn genau das ist eingetreten. Das Gebäude wirkt dadurch nicht mehr ganz so gepflegt; auch Lack. der an Tür- und Fensterrahmen sowie den Stützen mit der Zeit abgeblättert ist. lässt das Gebäude nicht besser wirken. Doch solche Details erkennt man erst. wenn man unmittelbar davor steht; ansonsten, muss man sagen, hat sich das Gebäude - dafür dass es ein Containerbau ist - sehr gut gehalten.

Zu Zeit befindet sich das WAREM Institut im Gebäude. Dabei handelt es sich um einen englisch sprachigen Masterstudiengang, der sich mit Umweltschutztechniken beschäftigt. In diesem Fall mit den Wasser Ressourcen und allem was dazu gehört, denn WAREM steht für „Water Resources Engineering and Management“.

Um das Gebäude herum stehen mehrere Eisenbahnsignale, die jedoch dem Institut für Eisenbahn und Verkehrswesen zuzuordnen sind, welches sich im benachbarten Pfaffenwaldring 7 (->Station V) befindet. Außerdem findet man auch noch ein sehr interessantes highlight, und zwar eine in Stein gehauene Burg in der Freifläche vor dem Gebäude. Was genau es damit auf sich hat, wird wohl für immer ein Geheimnis des Pfaffenwaldes bleiben.

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Abb. 4: Eingangstür                                                              Abb. 5: Burg in Stein gehauen.                    

 

Quellen:

Archiv des Universitätsbauamts Stuttgart und Hohenheim

Archiv der Universität Stuttgart

 

Abbildungsverzeichnis:

1-5: Aufnahmen von Jana Klee

 

Autorin: Jana Klee (Studentin der Geschichte und der GNT)