Der Neubau mit insgesamt 4.100 Quadratmetern Hauptnutzfläche, in dem sich um
eine 600 Quadratmeter große Experimentierhalle 60 Labors und Büroräume gruppieren, kann
von Forschergruppen aus allen Fakultäten für befristete Zeit überwiegend für
Forschungsaufträge und Teilprojekte innerhalb von Sonderforschungsbereichen genutzt
werden. Das Gebäude, Teil des Bausonderprogramms der Landesregierung, sei auch ein
wichtiger Schritt zur Fortentwicklung der Universität Stuttgart, betonte der
Ministerpräsident. Bildung und Wissenschaft sind Schlüsselfaktoren für die junge
Generation, deshalb sei Bildung ein Schwerpunkt der Landesregierung, sagte er. Als
Beispiele aus der Zukunftsoffensive Junge Generation mit insgesamt einer
Milliarde Mark nannte er ein Verbundforschungsprogramm für neue Produkte und
Dienstleistungen, die Existenzgründeroffensive oder das Lehrstuhlerneuerungsprogramm für
den Kampf um die besten Köpfe.
Dynamische und erfolgreiche Hochschule
Die Universität Stuttgart trage maßgeblich zur Stärke des Forschungs- und
Bildungsstandorts Baden-Württemberg bei. Ihre Dynamik und ihre Nähe zur Praxis
äußerten sich auch in neuen Studiengängen wie etwa Softwaretechnik oder
Automatisierungstechnik in der Produktion. Besonders erfolgreich ist die
Universität bei der Verbindung von Forschung und Anwendung, an der Schnittstelle von
Wirtschaft und Wissenschaft, hob er hervor, hier entscheide sich die Zukunft. Mit
220 Millionen Mark Drittmitteln liege die Universität Stuttgart bundesweit an der Spitze,
mit sechs Stiftungsprofessuren sei dort die Hälfte aller Stiftungsprofessuren im Land
angesiedelt, sie arbeite mit der Privatwirtschaft beim Betrieb der Höchstleistungsrechner
beispielhaft zusammen, genieße - mit 11 DFG-geförderten Sonderforschungsbereichen -
einen hervorragenden Ruf bei den Förderinstitutionen und konnte jüngst in den
verschiedenen Hochschulranglisten erste und herausragende Plazierungen erzielen.
Baden-Württemberg ist stolz auf diese dynamische und erfolgreiche Hochschule,
faßte Teufel sein Lob zusammen.
Die Landesregierung stehe hinter der Universität, habe
wichtige Baumaßnahmen der letzten Jahre mitgetragen und plane zudem eine Neuunterbringung
für die drei Institute für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb, für
Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement sowie für Fertigungstechnologie keramischer
Bauteile. Der Start für diese Baumaßnahme mit einem Umfang von 45 Millionen Mark werde
für 1998 angestrebt; dies sei jedoch abhängig von der Mitfinanzierung des Bundes.
Rektor: Finanzautonomie angemahnt
Daß das Verfügungsgebäude trotz der finanziellen Engpässe des Bundes heute eingeweiht
werden könne, sei auf die Bereitschaft des Landes zurückzuführen, den Bundesanteil bis
zum Jahr 2004 vorzufinanzieren, sagte Prof. Pritschow. An der Geschichte dieses Baus sei
abzulesen, daß eine Universität - wenn sie erfolgreich sein wolle - große Ziele mit
Beharrlichkeit über viele Rektorate hinweg verfolgen müsse. So wurde dieses Gebäude
bereits in der Rektoratszeit Effenberger angeregt, in der Rektoratszeit Giesecke geplant;
die Baufreigabe sei - bedingt durch Finanzprobleme des Bundes - erst in der Rektoratszeit
Ziegler erfolgt. Mit dem Neubau werde die Raumsituation entschärft, und die Universität
könne ihren hohen Forschungsstandard weiter ausbauen. Die ersten Bewohner
sind das Mathematische Institut A, das Institut A für Mechanik und die Institute für
Computeranwendungen, Fertigungstechnologie keramischer Bauteile und Industrielle Fertigung
und Fabrikbetrieb. Höchste Anstrengungen bescheinigte Pritschow auch der Landesregierung
mit ihrem vergleichsweise hohen Beitrag zur Wissenschaftsförderung, aber auch mit dem
Solidarpakt. Er mahnte in diesem Zusammenhang die rasche Autonomie der Universitäten in
ihren Finanzangelegenheiten an.
Internationalisierungsoffensive
Die Zukunftsoffensive des Landes werde die Universität unterstützen, etwa mit der
Förderung für Existenzgründer aus der Universität oder dem Erneuerungsprogramm in der
Lehre. So werde der gerade im Senat verabschiedete Studiengang
Water Resources Engineering and Management eine
Internationalisierungsoffensive einleiten. Ziel sei eine größere Attraktivität für
ausländische Studierende; zudem solle künftig jeder Stuttgarter Student ein Semester im
Ausland verbringen. Und in der Forschung werde die Hochschule auch künftig innovativ
sein: Weitere Sonderforschungsbereiche seien in der Planung.
LEG-Förderpreis ausgelobt
Dies sei kein Maßanzug für einen Fachbereich, sondern ein trotz aller
Großzügigkeit vor allem zweckmäßiges und übersichtliches Gebäude, sagte Prof. Walter
Belz vom Architekturbüro Kammerer, Belz, Kucher und Partner. Die Gesamtverantwortung für
den Bau, der nach den Plänen des Architekturbüros realisiert wurde, lag beim Uni-Bauamt.
In seiner zurückhaltenden Gestaltung werde der Neubau den Anforderungen sehr gerecht,
meinte Helmut Xander von der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG), die für
Projektsteuerung und Baubetreuung verantwortlich zeichnete. Er nutzte den Anlaß, den
LEG-Förderpreis auszuloben. Der mit 6.000 Mark dotierte Preis dient der Förderung der
anwendungsorientierten Forschung und der Stärkung des Technologie- und Wissenstransfers.
Prof. Dr.-Ing. Lothar Gaul, Direktor des an vier Sonderforschungsbereichen beteiligten
Instituts A für Mechanik, veranschaulichte in einem anregenden Vortrag den Gästen die
Wechselwirkung von Theorie und Experiment. /zi
Foto: Eppler |