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Stuttgarter unikurier Nr. 75/76 September 1997
Stuttgarter Technologietransfer Symposium:
Zusammenarbeit zwischen Universität und Industrie positiv bewertet
 

Die gemeinsame Arbeit von Forschungsinstitutionen und Anwendern an innovativen Projekten ist positiv zu bewerten. Zu diesem Schluß kamen Vertreter aus Forschung, Wirtschaft und Politik beim Stuttgarter Technologietransfer Symposium, das am 23. Mai 1997 in den Räumen des Max-Planck-Institutes für Festkörperforschung stattfand. Anlaß für das Symposium war das Ende der ersten Förderperiode des Transferbereiches „Die Montage im flexiblen Produktionsbetrieb“, der im vergangenen Jahr als erster seiner Art an der Universität Stuttgart eingerichtet wurde. In Transferbereichen (TFB) fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Zusammenarbeit von Forschern und Anwendern.

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Bis zum vergangenen Jahr hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) nur Projekte in der Grundlagenforschung gefördert. Drei Forschungsprojekte mit neuem Charakter, sogenannte „Transferbereiche“, wurden 1996 in Deutschland eingerichtet, allein zwei davon an der Universität Stuttgart. In einem TFB sollen Wissenschaftler und Anwender im Zeitraum von maximal drei Jahren Ergebnisse der Grundlagenforschung in die praktische Nutzung umsetzen, wobei die Arbeit mit dem Erreichen von Prototypen endet. Finanzielle Mittel stellt die DFG nur der Forschungsinstitution zur Verfügung, während das beteiligte Unternehmen seinen Anteil an einem Kooperationsprojekt selbst finanziert.

„Neues, hochspezifisches Wissen kann nur im Anwendungskontext entstehen“, sagte Prof. Wolfgang Frühwald, Präsident der DFG. An der Erprobung dieses Konzeptes wolle sich die DFG mit den Transferbereichen beteiligen. Obwohl Frühwald das Interesse am Technologietransfer als groß bezeichnete, habe es bisher keinen „Antragsboom“ gegeben. Zur Zeit lägen der DFG 14 weitere Anträge für Transferbereiche vor. Bislang diene das Programm der Förderung der deutschen Industrie. Über die mögliche Beteiligung von ausländischen Industriepartnern an den Kooperationen müsse noch nachgedacht werden.

 

Forschung ist Voraussetzung für Technologietransfer
„Forschung ist die Voraussetzung für den Technologietransfer“, sagte der Rektor der Universität Stuttgart, Prof. Dr.-Ing. Günter Pritschow, und Technologietransfer sei ein wichtiger Weg für die Hochschulforschung, ihre Effizienz zu beweisen. Die organisatorische Lage der Universitäten sei jedoch in einigen Punkten ungünstig für den Wissenstransfer. So gebe es unter anderem für Professoren keine Vertragskompetenzen für Außenbeziehungen, und auch der Zwang zur Veröffentlichung sei manchmal für Innovationsbeziehungen hinderlich.

„Wir müssen kommunikationsfähige Spezialisten ausbilden“, forderte Prof. Hans-Jürgen Warnecke, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Auch Prof. Walter Kunerth vom Zentralvorstand der Siemens AG nannte „viel Kommunikation und ein gemeinsames Vokabular“ als Bedingungen für erfolgreiche Kooperationen zwischen Wirtschaft und Forschung. „Beide Partner müssen übereinander Bescheid wissen und gegenseitig ihre Motive akzeptieren“, so Kunerth. Wissenschaftler und Industrie wüßten heute noch zu wenig voneinander. Um das zu ändern, wünscht sich Kunerth einen verstärkten Personalaustausch.

Der beste Technologietransfer werde durch den Transfer von Menschen erreicht, sagte auch Dr.-Ing. Mathias Kammüller von der Trumpf GmbH & Co. Sein Unternehmen habe sehr gute Erfahrungen mit dem Technologietransfer jeder Art gemacht. Er regte an, daß in Zukunft mehr Diplomarbeiten in Zusammenarbeit mit der Industrie angefertigt werden sollten.

Sowohl Kunerth als auch Kammüller betonten, daß in der Industrie der Zeitfaktor bei der Entwicklung neuer Produkte eine immer größere Rolle spiele. Lange Promotionszeiten ließen sich damit schlecht vereinbaren, so Kammüller. „Häufig fehlt dann nämlich der notwendige Druck, um Höchstleistungen in kurzer Zeit zu erbringen, wie es später in der Industrie immer notwendig ist.“

 

Mehr Dynamik durch TFB
„Während die Leistungen der Bundesrepublik Deutschland in der Grundlagenforschung international anerkannt werden, ist die industrielle Umsetzung der Forschungsergebnisse nach wie vor unbefriedigend“ , sagte der Staatssekretär im baden-württembergischen Wissenschaftsministerium, Dr. Christoph Palmer. Allerdings unterschätze man in der Wirtschaft zuweilen das wissenschaftlich-technologische Potential der Hochschulen. Alle Redner waren sich darüber einig, daß durch TFB kurzfristig nicht viele neue Arbeitsplätze entstehen würden. Allerdings könnten die TFB mehr Agilität und Dynamik in die Prozesse bringen, die für den Arbeitsmarkt von Bedeutung seien, sagte Prof. Engelbert Westkämper, Leiter des Instituts für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb.

Die im Laufe des ersten Jahres im TFB 1 „Die Montage im flexiblen Produktionsbetrieb“ erarbeiteten Ergebnisse haben Forscher und Vertreter der Industriepartner im Rahmen des Symposiums vorgestellt. Zu den in sechs Projekten bearbeiteten Themen zählen Montageplanung und automatisierung, flexible Antriebssysteme, Qualitätsmanagement und Prüftechnik, Markt- und Prozeßorientierung, Montageinseln sowie Kostenmanagement und Logistik. Der TFB 1 ist aus dem gleichnamigen Sonderforschungsbereich 158 entstanden.     /op

 

KONTAKT
Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb, Nobelstr. 12, 70569 Stuttgart, Tel. 0711/970-1204; Fax 0711/970-1399
WWW: http://www.iff.uni-stuttgart.de

 

Nach Redaktionsschluß
Die DFG hat der Universität Stuttgart einen dritten Transferbereich bewilligt. Sprecher des TFB „Rotationsresonanzvibrometrie an Keramikbauteilen“ ist Prof. Dr. Gerhard Busse (Tel. 0711/685-2627). Damit hat Stuttgart mal wieder einen neuen Rekord: Drei von bundesweit vier TFBs laufen an der Uni Stuttgart. Eine Vorstellung des neuen TFB folgt im nächsten Uni-Kurier.

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart 1998