Die Bewertung der mit zerstörungsfreier Prüfung (ZfP)
erzielten Resultate erfolgt vor dem Hintergrund bekannter Belastungsprozesse und
anschließender zerstörender Prüfungen. Hierdurch werden bestimmte Vorgänge
beziehungsweise Verhaltensweisen eines Werkstoffs hervorgehoben und gezielt untersuchbar
gemacht. Nur so läßt sich eine werkstoffübergreifende Empirie auf einheitliche
physikalische Grundlagen zurückführen. Zur Reduktion der hohen Komplexität bei der
Realisierung des Vorhabens werden vorwiegend zwei Hilfsmittel eingesetzt, erstens
sogenannte Modellwerkstoffe (als einstellbare" Werkstoffe) und zweitens die
Simulation.
Modellwerkstoffe
Bedingt durch ihr Design eignen sich Modellwerkstoffe zur Untersuchung weniger, klar
abgrenzbarer Phänomene. Diese lassen sich dann durch ZfP-Verfahren besser erkennen und so
charakterisieren, daß sie später auch im Realwerkstoff wiederzuerkennen sind.
Simulation
Die Simulation ergänzt mit ihrer Fähigkeit, Parameter einzeln variieren zu können, die
Identifikation von ZfP-Antworten in idealer Weise. Sie wird sowohl auf die Modellierung
der Werkstoffschädigung angewandt als auch zur Simulation der ZfP-Verfahren selbst
eingesetzt, womit je nach Tiefe und Reichweite des verwendeten Modells Szenarien
angemessener Komplexität hergestellt werden können. Im Grenzfall gehen diese Szenarien
in den Realwerkstoff über. Insofern steht der Bereich C, der sich mit Modellbildung und
Simulation befaßt, als Bindeglied zwischen den Bereichen A (Realwerkstoffe) und B
(Modellwerkstoffe).
Als Beipiele seien genannt:
- Spannungsoptische Untersuchungen am Laser-Scanning-Mikroskop (LSM) während des
Zugversuchs am Modellwerkstoff. Der Zusammenhang zwischen Änderung des Spannungsfeldes
beim Versagen und der Schallemissionsaktivität wird unmittelbar gemessen und der ganze
Vorgang simuliert.
- Kopplung von Biegeuntersuchungen, Schallemission und Rißanalyse. Während dieser
Arbeiten wächst die Erkenntnis, daß die bisherigen Modellierungsansätze nicht
ausreichen, und es entsteht die Konzeption für ein neues Teilprojekt, das ausgehend vom
existierenden Modellwerkstoff Fischnetzmuster" einen neuen Lösungsweg für den
Realwerkstoff C/C-SiC aufzeigen soll.
- Modellierung der Wellenausbreitung in Beton und Vergleich mit Ultraschallmessungen.
Die Arbeiten zeigen Klärungsbedarf für die starke Ultraschallstreuung im Beton und die
Notwendigkeit, auf andere Frequenzbereiche auszuweichen. Durch Weiterentwicklung der
Ultraschallspektroskopie wird erwartet, offene Fragen, zumindest in Form globaler
Aussagen, beantworten zu können.
Schadensanalyse
In der laufenden Arbeitsperiode des SFB wird vor allem die Korrelation zwischen
eingebrachter Schädigung, zerstörungsfrei gewonnenen Meßdaten und ermittelter
Festigkeit vertieft untersucht. Hierdurch soll insbesondere geklärt werden, welche
Schädigungen erkennbar und welche relevant sind, wobei durch korrelierende Mehrfach-ZfP
eine Erhöhung der Trennschärfe angestrebt wird.
Für die zweite Antragsphase ist zu erwarten, daß die erfolgreiche Zusammenarbeit
innerhalb des SFB 381 in verstärktem Maße zu einem werkstoffübergreifenden
Schädigungsverständnis führt. Vor diesem Hintergrund wird eine Zusammenarbeit mit
anderen Sonderforschungsbereichen sinnvoll, etwa dem SFB 370 Integrative
Werkstoffmodellierung" in Aachen und dem SFB 371 Mikromechanik mehrphasiger
Werkstoffe" in Hamburg, die bereits in Form gemeinsamer Workshops organisiert wurde.
Sprecher:
Prof. Dr. rer.nat. habil. Gerhard Busse, Institut für Kunststoffprüfung und
Kunststoffkunde
Geschäftsstelle:
Dr.-Ing. Klaus Eberle, Institut für Statik und Dynamik der Luft- und
Raumfahrtkonstruktionen
Pfaffenwaldring 27, 70569 Stuttgart
Tel: 0711/685-3652
Fax: 0711/685-3706
E-Mail: eberle@isd.uni-stuttgart.de
Universität Stuttgart:
- Institut für Computeranwendungen I
- Institut für Kunststoffprüfung und Kunststoffkunde
- Institut für Metallkunde
- Institut für Statik und Dynamik der Luft- und Raumfahrtkonstruktionen
- Institut für Werkstoffe im Bauwesen
- Staatliche Materialprüfungsanstalt
Universität Karlsruhe:
- Geophysikalisches Institut
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.
Forschungs- und Materialprüfungsanstalt - Otto-Graf-Institut
Laufzeit: 1. Oktober 1994 (Beginn), seit 1. Januar 1998 zweite
Bewilligungsphase