Die gegenwärtigen Ansätze in der Meß- und Prüftechnik sind
dadurch charakterisiert, daß für den Einzelfall hochspezialisierte Meß- und
Prüfeinrichtungen mit festen Prüfprogrammen ohne Möglichkeit der Anpassung an
situationsorientierte Meßbedingungen (z. B. wechselnde Beleuchtung) entwickelt werden.
Dies führt jedoch bei geringen Stückzahlen zu teuren, meist unwirtschaftlichen
Lösungen.
Abhilfe schaffen können nur neue Ansätze, welche eine Integration vieler
Teillösungen in eine globale Lösung anstreben. Hierbei adaptieren sich einzelne
Teillösungen in selbstorganisierender Weise an die jeweiligen Meß- und Prüfaufgaben und
optimieren dadurch die Ergebniserfassung. Diese Vorgehensweise wird als aktive Exploration
bezeichnet.
Aktive Exploration
In der Abbildung ist der prinzipielle Ablauf der Exploration dargestellt. Eine
Sensor/Aktor-gekoppelte Prüfeinrichtung vermißt nach Zielvorgaben ein Werkstück (Block:
Sensor/Aktor-Kopplung). Dabei muß festgelegt werden, wie die Einzelergebnisse der
verschiedenen Prüfungen zu einem Gesamtergebnis (Ausfall/Nacharbeit/Gutteil)
zusammengefaßt werden können. Die anschließende Messung wird hinsichtlich ihrer
Qualität automatisch interpretiert (Block: Modelle). Ist das Ergebnis dieser Beurteilung
zufriedenstellend, wird die Messung beendet. Ist das Ergebnis dagegen nicht
zufriedenstellend bezüglich der vorgegebenen Prüfkriterien, so erfolgt eine Korrektur
der Meßbedingungen (Block: Exploration), und ein neuer Meßzyklus wird gestartet. Dieser
Zyklus wird durchlaufen, bis das Meßergebnis den gestellten Vorgaben genügt. Dem
Gesamtsystem werden dabei lediglich Angaben über die durchzuführende Meß- und
Prüfaufgabe vorgegeben. Diese sich anpassende Meßumgebung läßt eine optimierte
Meßdatenerfassung auch für komplexe Werkstücke erwarten.
Agententheorie
Durch die Vielzahl der beeinflußbaren Parameter der Sensoren und Aktoren ergibt sich ein
komplexes und schwer beherrschbares Gesamtsystem. Diese Problematik soll durch die
Methodik der Agententheorie gelöst werden. Die Systemarchitektur wird dazu hierarchisch
mit Agenten aufgebaut. Die Agenten sind weitgehend autonome Softwareeinheiten, die über
Verhandlungen mit anderen Agenten interagieren. Dadurch ergibt sich ein
selbstorganisierendes Multiagentensystem, das durch den Aufbau stabiler Interaktionsmuster
zur Reduktion der Komplexität und zur Steigerung der Zuverlässigkeit des Gesamtsystems
beiträgt.
In der ersten Förderperiode erfolgt die Entwicklung von Sensoren und Prüfkonzepten
für 3D-Mikrostrukturen und optisch/visuelle Merkmale (Glanz, Farbe, Textur, etc.) sowie
der Aufbau eines prototypischen Meß- und Prüfzentrums, mit dessen Hilfe die
Prüfverfahren untersucht werden sollen. Außerdem erfolgt die Konzeption der
Agenten-basierten Systemarchitektur und die Einbeziehung einer umfangreichen
Produktmodellierung, die über die geometrische (CAD) Beschreibung der Prüflinge
hinausgeht und auch Oberflächeneigenschaften (z.B. Reflexionsverhalten) berücksichtigt.
SFB 514
Sprecher:
Prof. Dr. rer. nat. habil. Paul Levi, Institut für Parallele und Verteilte
Höchstleistungsrechner
Geschäftsstelle:
Dipl.-Inform. Michael Matthiesen, Institut für Parallele und Verteilte
Höchstleistungsrechner, Breitwiesenstr. 20-22, 70565 Stuttgart
Tel: 0711/7816-414
Fax: 0711/7816-248
E-Mail: Michael.Matthiesen@informatik.uni-stuttgart.de
Universität Stuttgart:
- Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF)
- Institut für Informatik (IfI)
- Institut für Photogrammetrie (IfP)
- Institut für Physikalische Elektronik (IPE)
- Institut für Parallele und Verteilte Höchstleistungsrechner (IPVR)
- Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen (ISW)
- Institut für Technische Optik (ITO)
Laufzeit: 1. Januar 1998 (Beginn), drei bzw. vier Förderperioden
geplant