Durch eine Schwingungsbeeinflussung des Umformprozesses lassen
sich die Umformkräfte und/oder die Reibungskräfte reduzieren sowie eine Beeinflussung
der Werkstückeigenschaften erzielen. Bisher ist es jedoch noch nicht gelungen, eindeutig
nachzuweisen, aufgrund welcher Mechanismen sich diese Effekte ergeben. Es existieren
lediglich Hypothesen wie Spannungsüberlagerungseffekt", Energieanhebung
der Versetzungen", Thermischer Effekt" oder
Grenzflächeneffekt".
Werkstoff- und Reibungsmodell
Ziel des ersten Bearbeitungsabschnitts im SFB ist die Aufstellung eines Werkstoffmodells,
das das Werkstoffverhalten bei Umformung unter Ultraschallbeeinflussung beschreibt. Sodann
sollen Grundlagenuntersuchungen zu einem Reibungsmodell führen, das die Reibung in der
Wirkfuge zwischen Umformgut und Umformwerkzeug bei schwingungsbeeinflußter Umformung
metallischer Werkstoffe beschreibt.
Diese beiden Gesetze, das Materialgesetz und das Reibungsgesetz, können dann in ein
Finite-Elemente-Prozeßsimulationsprogramm implementiert werden. Dieses erscheint zur
Beschreibung von ultraschallbeeinflußten Umformprozessen erforderlich, da diese auf der
Basis der elementaren Theorie der Umformtechnik nur sehr begrenzt beschreibbar sind.
Die Grundlagenuntersuchungen werden daher begleitet durch die Entwicklung eines
speziell an die Gegebenheiten bei der Ultraschallbeeinflussung von Umformvorgängen
angepaßten FEM-Prozeßsimulationsprogramms.
Sensorik und Diagnose
Zur Beschreibung ultraschallbeeinflußter Umformverfahren, wie Drahtzug, Rohrzug,
Fließpressen usw., ist es erforderlich, das gesamte Schwingungssystem vom Generator über
den Schallwandler, der die vom Generator erzeugte elektrische Schwingung in mechanische
Schwingung wandelt, bis hin zum schwingenden Werkzeug bzw. Umformgut zu analysieren. Dabei
kommt der Entwicklung neuer Sensorik- und Diagnosesystemen eine wesentliche Bedeutung zu.
Da die im Energiefluß des Schalls liegenden Systembauteile, insbesondere ihre
Fügestellen, die Ultraschallenergie dämpfen, ist die Energieübertragungskette vom
Schallwandler bis zum Umformwerkzeug bzw. Umformgut hinsichtlich der Minimierung von
Energieverlusten zu optimieren. Dies soll mit Hilfe FEM-unterstützter
Systemverhaltensvorhersage und begleitender experimenteller Untersuchungen erfolgen.
Arbeitsplatzsicherheit
Letztlich müssen zur Bestimmung der Sicherheit der Arbeitsplätze und der Festlegung der
erforderlichen Schutzmaßnahmen beim ultraschallbeeinflußten Umformen metallischer
Werkstoffe die Auswirkungen des von den Werkzeugmaschinen abgegebenen Ultraschalls auf den
menschlichen Organismus untersucht werden. Die Festlegung von Grenzwerten für den maximal
zulässigen Ultraschall-Lärm am Arbeitsplatz und eventuell erforderliche
Schutzvorrichtungen sollen sich aus diesen Untersuchungen ergeben.
Das Innovationspotential der Schwingungsüberlagerung auf Umformprozesse wird nicht nur
in der Optimierung und Entwicklung neuer Verfahren sowie neuer Maschinen- bzw. Anlagen-
und Werkzeugtechnik gesehen, sondern auch in der gezielten Beeinflussung von
Werkstückeigenschaften und in der Optimierung tribologischer Systeme.
Sprecher:
Prof. Dr.-Ing. Klaus Siegert, Institut für Umformtechnik
Geschäftsstelle:
Dr.-Ing. Volker Schmidt, Institut für Umformtechnik, Holzgartenstraße 17, 70174
Stuttgart
Tel: 0711/121-3804
Fax: 0711/121-3839
Universität Stuttgart:
- Institut A für Mechanik (IAM)
- Institut für Werkzeugmaschinen (IfW)
- Institut für Statik und Dynamik der Luft- und Raumfahrtkonstruktionen (ISD)
- Institut für Biomedizinische Technik (BMT)
- Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen (ISW)
- Staatliche Materialprüfungsanstalt (MPA)
- Institut für Umformtechnik (IFU)
- Institut für Technische Optik (ITO)
Katharinenhospital Stuttgart, Hals-Nasen-Ohren-Klinik
Laufzeit: 1. Januar 1998 (Beginn)