Die Höhenplattform, eine rund 200 Meter
lange, heliumgefüllte Gliederkette mit circa 23 Metern
Durchmesser, deren Glieder alle mit eigenem Antrieb
steuerbar sind, soll 2010 einsatzfähig sein und über
Ballungszentren in 20 Kilometern Höhe als ortsstabile
Relaisstation für Datenübertragungen und den Mobilfunk der
vierten Generation dienen. Diese Entwicklung ging übrigens
aus dem dafür 1999 verliehenen Körber-Preis hervor*). "Weit
über die Ausbaustufe von UMTS hinaus werden
Übertragungsraten von 100 Megabit pro Sekunde möglich sein",
so Prof. Kröplin. Den großen Brockhaus könnte man dann
beispielsweise statt wie bislang in 30 Stunden in zehn
Sekunden übertragen. Und da bei der Höhenplattform weder
Erdkabel noch Sendemasten benötigt werden, schätzt Kröplin
die neue Technik "um den Faktor 100 billiger" und zudem
umweltverträglicher ein.
Bei 2,5 Tonnen Eigengewicht wird die Plattform rund eine
Tonne Nutzlast tragen können und auch einen Gleitschirm mit
dabei haben, der die technischen Geräte für die
Telekommunikation im Falle eines Defekts rettet. Aufgrund
einer neu entwickelten elektronischen Steuerung kann der
Gleitschirm seine Fracht bis auf vier Quadratmeter genau am
vorgegebenen Ziel absetzen. Ganz unerwartet für die Forscher
stieß diese Nebenentwicklung auf großes Interesse -
zunächst beim Militär, dann auch bei Rettungsorganisationen.
Bedenkt man jedoch, dass bei Hilfsgüterabwürfen aus
Flugzeugen über Krisengebieten bislang immer mit rund 30
Prozent Frachtverlust gerechnet wurde, wird dieses Interesse
klar.
Trotz der guten Zukunftsperspektiven für den Gleitschirm
haben Kröplin und seine Kollegen Sorgen, ob sich die
Entwicklung der Höhenplattform in Deutschland realisieren
lässt. Bis zu deren professioneller Anwendungsreife werden
ca. 370 Millionen Euro benötigt. Der nächste
Entwicklungsschritt wird auf sechs Millionen Euro beziffert.
Damit soll mit dem derzeitigen Prototyp des Gliederwurms von
23 Metern Länge die Flugerprobung in 5000 Metern Höhe
durchgeführt werden. Dies ist ein wichtiger Schritt, um den
zur Zeit bestehenden Entwicklungsvorsprung des Projekts
gegenüber USA und Japan zu erhalten.
Da sich die Politik in Finanzierungsfragen "sehr
unbeweglich" zeigt, versucht Bernd Kröplin nun,
Privatinvestoren zu gewinnen und ist optimistisch, diese
auch zu finden. Er hofft damit, die Entwicklung der
Höhenplattform weiterhin in Deutschland vorantreiben zu
können. Julia Alber
KONTAKT
Prof. Dr.-Ing. Bernd Kröplin,
Institut für Statik und Dynamik der Luft- und Raumfahrtkonstruktionen,
Tel. 0711/685-3612,
Fax 0711/685-3706,
e-mail: office@isd.uni-stuttgart.de,
Regine C. Henschel, TAO Technologies,
Tel. 0172/6123432,
e-mail: Henscheltao@aol.com
*)
Über den Körber-Preis haben wir im Stuttgarter unikurier Nr. 82/83, September 1999 berichtet.