Home           Inhalt           Suchen

Stuttgarter unikurier Nr. 92 Dezember 2003
Forschungsstelle Ludwigsburg der Uni Stuttgart legt Publikation über NS-Verbrechen vor:
Täterforschung im Mittelpunkt
"Im wilden Osten, da konnte auch der kleine Mann einmal Gott spielen", sagte der Historiker Klaus-Michael Mallmann, als er im Frühjahr mit seinen Kollegen Volker Rieß und Wolfram Pyta an der Universität Stuttgart das Buch "Deutscher Osten 1939 bis 1945 - Der Weltanschauungskrieg in Photos und Texten" vorstellte.
kleinbal.gif (902 Byte)

Bislang unveröffentlichte Bilder und Erlebnisberichte aus Täter-, Opfer- und Zuschauersicht haben die Herausgeber im ersten Band der Publikationsreihe der Forschungsstelle Ludwigsburg zusammengestellt.
Der erste Band einer Publikationsreihe der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart*) beschäftigt sich mit der Mentalität und Motivation der Täter, die im Osten, dort wo der rassenideologisch begründete Weltanschauungs- und Vernichtungskrieg stattfand, Hitlers Garten Eden schaffen sollten. Corinna Werwigk-Hertneck, Justizministerin des Landes Baden-Württemberg, sprach von dem Produkt einer einzigartigen Kooperation zwischen Justizverwaltungen, Archiven und der Geschichtswissenschaft, das Zeugnis davon ablege, dass im Zuge juristischer Ermittlungen gesammelte Materialien erstrangige wissenschaftliche Aufschlüsse über eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte erlauben.

Bislang unveröffentlichte Bilder und Erlebnisberichte aus Täter-, Opfer- und Zuschauersicht haben die Herausgeber Dr. Klaus-Michael Mallmann, der seit zwei Jahren die Ludwigsburger Forschungsstelle leitet, sein Kollege Dr. Volker Rieß und Prof. Dr. Wolfram Pyta, Lehrstuhlinhaber für Neuere Geschichte der Uni Stuttgart, zusammengetragen und aufbereitet. Es entstand eine eindrückliche Beschreibung des ungeheuren Geschehens. Und Wolfram Pyta betonte: Die Nazigräuel und die Ermordung osteuropäischer Juden waren nicht nur das Werk einiger Vernichtungsexperten der SS, sondern viele Mordaktionen waren die "Handarbeit" von "ganz gewöhnlichen Deutschen". Gerade als Deutsche könne uns die Täterforschung daher nicht "kalt lassen".

Das Buch richtet sich keineswegs nur an das Fachpublikum. Auch für die Träger von Jugend- und Erwachsenenbildungsstätten könnte es sehr interessant sein, betont Klaus-Michael Mallmann, besonders im Hinblick auf die immer geringere Anzahl von Zeitzeugen und der Tatsache, dass das "Dritte Reich für die Jugendlichen ähnlich weit zurückliegt wie die Kreuzzüge."

Für die nächsten Jahre kündigte Prof. Pyta eine Fortsetzung der Publikationen an. So soll ein Sammelband über nationalsozialistische Täterbiographien folgen, ein weiterer, der sich mit der deutschen Besatzungszeit in Polen als Inkubationsphase des Vernichtungskriegs beschäftigt, und schließlich eine Monographie über die bislang wenig bekannte Rolle der Waffen SS beim Holocaust.

Julia Alber

KONTAKT
Prof. Dr. Wolfram Pyta,
Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Universität Stuttgart,
Tel. 0711/121-3450, -3451, Fax 0711/121-2757,
e-mail: wolfram.pyta@po.hi.uni-stuttgart.de,

Dr. Klaus-Michael Mallmann, Dr. Volker Rieß,
Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart,
Tel. 07141/9138-19, -18, -33, Fax 07141/9138-32,
e-mail: michael.mallmann@po.hi.uni-stuttgart.de, volker.riess@po.hi.uni-stuttgart.de

*) Informationen zur Forschungsstelle Ludwigsburg und den Mitarbeitern finden Sie im Uni-Kurier Nr. 88, 2/2001.


llast change: 17.12.03 / hj
Pressestelle der Universität Stuttgart

Home           Inhalt           Suchen